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Schitour Vorderunnütz, 2.078 m

Auf die beiden südlichen der drei Unnütze führen wunderschöne Schitouren durch das Nordostkar und die, im oberen Teil nach der engen Steilstufe, leichtere Tour stellt der Vorderunnütz dar, der vom Gipfel einen markant abfallenden Grat ins Nordostkar entsendet und beide Anstiege trennt. Die Stelle, an der der Trenngrat im steilen Kar endet, wird nach dem unteren Steilaufstieg über weitere steile Passagen angepeilt und dort schwenkt der Aufstieg auf den Vorderunnütz in einen breiten Kessel mit einer letzten Steilpassage im unteren Teil und einem flachen letzten Gratstück zum Gipfel ein. Mit etwas mehr als 1.100 m Aufstieg stellt die Schitour eine kurze dar, die jedoch, zum Ausgleich dafür, tolle Passagen in zauberhafter Landschaft bietet.

Vorderunnütz, 2.078 m

Den frühen Start haben wieder an die Abzweigung einer Forststraße gelegt, wie im Bericht auf den Hochunnütz beschrieben. Querfeldein und über die Loipe steuert man das Tälchen in das Nordostkar der Unnütze an, das über eine Steilstufe in das Nordostkar leitet.

Nordostkar zum Vorderunnütz

Es gibt zur Schibesteigung des Hochunnützs noch ein weiters Kar, das in noch nördlicher Richtung verläuft und als eigentliches „Nordostkar“ bezeichnet werden muß (das Kar in dem zum Vorderunnütz aufgestiegen wird ist eher ein Ostkar, bestenfalls mit ostnordöstlicher Ausrichtung. In diesem Kar ist es auch möglich eine Schitour auf den Hochunnütz zu unternehmen, welche wir im kommenden Jahr erkunden wollen.

letzte Stufe vor dem Karboden

Über den Routenverlauf im Tälchen findet man im Bericht des Hochunnütz (Link oben) einige Details die hier nicht wiederholt werden. Die Flanken des Tälchens bestehen aus steilen Moränenablagerungen eines Gletschers im darüberliegenden Kar.  Am Ende des Tälchens tritt man in das sich rasch aufweitende Nordostkar über und genießt den schönen Aufstieg eingebettet in hoch aufragende Kalkfelsen.

bäriger Aufstieg neben einer Nassschneelawine

Aufgestiegen wird auf der rechten Karseite und bald gelangt man über steilere Passagen an die untere Begrenzung des steilen Couloirs, das eine Geländestufe darstellt, ausgeformt von Gletschern.

nahe dem Ausstieg oben, Spurarbeit kostet Zeit und erzeugt Expeditionscharakter

Vor dem Couloir wäre es möglich links über eine ebenfalls steile Flanke  auf eine mit Latschen gesäumte Rippe zu gelangen, die oben mit mäßiger Steigung das steile Gelände sozusagen im Bypass passiert und oben wieder zusammentrifft. Wir benutzten sie zur Erkundung bei der Abfahrt. Wesentlich schöner ist aber der Aufstieg inmitten der Rinne.

der markante Trenngrat der Unnütze mit dem kleinen Plateau zum Vorderunnütz

Oberhalb der Steilstufe wird ein phänomenaler Blick auf die Grate und den Hochunnütz frei, der erst einmal genossen werden muß. In direkter Linie bergauf liegt das obere Kar bis zur Scharte zwischen Vorderunnütz und Hochunnütz, das als die schwere Variante bestiegen wird. Rechts davon, über den steiler werdenden Grat, der Gipfel.

Blick auf die nächste Talstufe zur Scharte zwischen Vorder- und Hochunnütz, sowie Gipfel des Hochunnütz rechts

Vom Standplatz aus liegt der nächste zu visierende Punkt  auf den Vorderunnütz linker Hand am beschriebenen Steilabfall des Trenngrates, der umrundet werden will.
Der Aufstieg dorthin wird durch einen steilen, durchgehenden Geländeriegel erschwert, der leicht schrofendurchzogen und durch die herrschenden Schneeverhältnisse nicht leicht bzw. sicher zu durchsteigen erschien. Wir beschlossen deshalb etwas weiter taleinwärts aufzusteigen, um an einer geeigneten Stelle mit einer Kehrtwendung den Riegel zu durchsteigen.

Rückblick vom Ende des Felsriegels am Weg zum Trennungsgrat

Die erhoffte Stelle blieb jedoch aus, worauf wir den höchsten Punkt am oberen Ende der Rippe aussuchten, um dort die Stufe zu überwinden. Dies war auch gut möglich, jedoch mit etwa 30 m Extraaufstieg und etwa 250m Länge, die hinter der Rippe wieder zum Ende des Trenngrates abzufahren war.

auf der obersten Kuppe des Felsriegels

Somit gelangten wir mit minimalem Umweg auf das Plateau am Felsspitz auf 1.760 m, der das Ende des Trenngrates der Unnütze markiert. Die Hangneigung vor diesem Punkt ist bei der Tourenplanung nicht zu vernachlässigen.

etwa 30 m hinab zum Plateau

Um die Kurve geblickt und den weiteren Aufstieg in Betrachtung genommen, erfreute ein toll geformter Kessel das Auge. Direkt vor der Standfläche breitet sich zunächst eine Mulde aus, die einige Meter Höhenverlust bedeutet.

Hangneigung zum Plateau im Rückblick

Diese sogenannte Glaziokarstwanne – die Bezeichnung verrät die Entstehung der Geländeform durch eine Eiszeit – misst etwa 150 m in der Länge (gekrümmt) und etwa 13m in der Tiefe vom Standpunkt aus. Bei der Abfahrt haben wir sie auf der Flanke des Trenngrates überfahren und uns ein neuerliches Auffellen erspart.

wunderschöner Kessel zum Vorderunnütz

Den Aufstieg aus dem Tiefsten der Mulde unternahmen wir am Gegenhang zum oberen Teil des südlichen Steilhangs , der zum Aufstieg auf den Grat verwendet wird, wobei sich auch dieser Hang als sehr steil erwies (siehe Foto mit Geländekante) und zur Tourenplanung beachtet werden muß.

Hangneigung aus dem Tiefsten des Kessels gesehen

Bei unserer Begehung erwies sich der Schnee der letzten Tage am Übergang vom Gegenhang in den oberen, flacheren Teil des südlichen Steilhangs als weitgehend pulverig und deutet damit auf kaum Sonneneinstrahlung und unterbliebener Umwandlung hin. Bei der vorherrschenden Schneeausprägung, am Rande von extremer Hangneigung, ein wichtiges Merkmal zur Tourenplanung.

Querung vom Gegenhang zum Aufstiegshang zum Gipfelrücken – beachtenswerte Hangneigung

Wieder in flacherem Terrain folgen einige wenige Spitzkehren gegen den steiler werdenden Hang, bevor sich der Aufstieg, den Hang querend, gegen Westen wendet und eine eher flache Kuppe erreicht.

vorbei an der Felsklause, die zur Abfahrt genutzt wird

Kurz vor der Kuppe zeichnet sich rechter Hand eine Felsklause ab, die sich unvermittelt im Kessel befindet und die wir zur späteren Abfahrt nutzten. Ihre Breite dürfte etwa vier bis fünf Meter betragen, an der Oberfläche noch geringer. Noch etwas weiter rechts und etwa 200 m höher befindet sich der Gipfel des Vorderunnütz mit dem eindrucksvoll überwechteten Geländeabbruch, der kein Grat ist.

Hochunnütz mit überwechtetet Gipfelflanke

Auf den letzten 120 Höhenmetern bis zum großen flachen Plateau südlich des Gipfels des Vorderunnützes, fällt die Hangneigung stetig, so wie die Notwendigkeit von Spitzkehren abnimmt. Einem Sattel zum Vorderunnütz hin fehlt die Ausprägung, das Plateau geht direkt in den Gipfelhang über, der anfänglich leicht nach Westen, nach Achenkirch hin abfällt und gegen den Gipfel hin steiler wird.

letzter Aufstieg auf die Gipfelflanke des Vorderunnütz

Leider mußten wir eine ständige Sichtverschlechterung hinnehmen, die der prognostizierten Schlechtwetterfront mit einer mächtigen Dunstschicht in unserer Höhe vorauseilte und aller Hoffnung zum Trotz just auf den letzten Metern zum Gipfel einen gewissen Höhepunkt erreichte und die an sich zauberhafte Kulisse von Achensee, Rofan, der Kette der Unnütze, sowie die abflachende Folge ins nördliche Vorland für Auge und Linse trübte und verbarg.

dem Vorderunnütz nahe

Aus diesem Grund gibt es nur wenige Bilder, die die generell grandiose Sicht von dem eher niederen Gipfel des Vorderunnütz herauskehren könnte. Selbst der Gipfel des nahe Kolosses Guffert präsentierte sich während unseres Gipfelaufenthaltes verborgen.

Gipfel des Vorderunnütz

Jedoch kein Schaden ohne Nutzen – wir genossen die sonst auf den Unnützen selten herrschende Windstille.

Hochunnütz im Norden

Eine Fahrt ins Ungewisse stellte der oberste Teil nach dem Plateau bis hinab zur Felsenge dar. Diffuses Licht und fehlender Kontrast durch Felsen und Bewuchs lies uns hinabwackeln wir Anfänger und die Harschdeckeloberfläche trug bei den Schwüngen ihres dazu bei, daß das Abfahrtsvideo für diesen Beitrag unterbleibt.

Abfahrt in den schönen Kessel – im oberen Teil ohne Kontraste in diffusem Licht

Kurz vor und nach dem Felsendurchschlupf besserte sich sowohl Schneebeschaffenheit als auch die Sicht und die Querung zum Gegenhang war schon sehr akzeptabel.

Felsenge im Rückblick

Die Querung zum Felsensporn des Trenngrates im steilen Hang auf möglichst hoher Geländelinie klappte ausgezeichnet, sodaß am Ende gar noch einige Meter Höhenguthaben abgefahren werden konnten. Im Firn um die Mittagsstunde könnte dieses Vorhaben bereits knapp werden.

Querung zum Plateau an der Flanke des Trenngrates vom Vorderunnütz herab

Von der Flachstelle aus bietet sich bei normalen Lichtverhältnissen eine gute Sicht auf die Abfahrtsvarianten, so leider bei unserer Begehung nicht.

Aufstiegsroute im Rückblick vom Plateau aus

Daher wählten wir die Abfahrt nahe an der Aufstiegroute, um nicht in einem der Couloirs stecken zu bleiben.

eindrucksvoller Tiefblick vom Plateau in das Nordostkar hinab

Allerdings erkundeten wir diesmal die Abfahrt neben der steilen Felsrinne und fanden eine leicht zu bewältigende Variante vor, die unterhalb der Felsrinne bequem in den schönen Hang über die Flanke eingefahren werden kann.

Rückblick auf den Felssporn des Trenngrates von der unteren Steilstufe

Die richtige Stelle dazu muß beachtet werden und wird durch Heranfahren an die Latschenkante leicht gefunden.

Einfahrt in den Steilhang von der Umgehung aus

Lawinenreste ließen uns einen schmalen Streifen als Abfahrt, der sich nach dem Lawinenkopf auf den gesamten breiten Hang ausdehnte, jedoch ebenfalls ohne kraftvolle Schwünge gefahren werden mußte, um nicht einzubrechen.

Einfahrtsstelle (auch alternative Aufstiegsstelle) vom Steilhang aus gesehen

Diese Schneebeschaffenheit begleitete uns wegen fehlender Einstrahlung bis hinaus zur Forststraße, wo die Temperatur die Oberfläche weicher werden ließ. Alles zusammen keine Pulverfreuden, aber auch die einzigen Spuren auf der bärigen Schitour an diesem Tag.

wieder im Karboden

Die Schitour mit den rassigen Steilaufstiegen absolvierten wir in 4:35 Stunden, incl.  etwa 30 min Aufenthalt am Vorderunnütz. Der gesamte Aufstieg über unsere Route beträgt 1.125 m und die Streckenlänge von der Obingermoosalm bis zum Gipfel knapp weniger als 4,5 km.

Mils, 17.04.2021

 

Schitour Hochplatte – Achenkirch

Tolle Hänge mit sehr moderaten Steigungsverhältnissen und viel Sonne kennzeichnen diese liebliche kurze Schitour auf die Hochplatte nördlich von Achenkirch. Ideal für eine Spritztour am  Vormittag, wenn man mittags wieder zuhause sein muß, oder für Paare mit viel Gesprächsstoff und weniger Wertbeimessung der Gehzeit.

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Hochplatte 1.813m

Die Abfahrt heute war eine echte Freude, zwar ist der Schmelzdeckel mit seinen Rippen vorhanden, aber er ist so fest, daß man nicht einbricht. Der Gipfelhang war besonders fein abzufahren und die folgenden weiten Hänge waren ebenfalls überraschend bärig zu befahren; kein einziges Stück aper.

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Parkplatz nördlich von Achenkirch beim Gh. Tirolerland

Am Parkplatz links der Bundesstraße beim Gh. Tirolerland ist der Ausgangspunkt der Tour. Der Halbtagestarif (4 Stunden ab Ticketdruck) beträgt EUR 2,50.- und wenn man die unsympathische 50 Cent Münze nicht mit sich hat und EUR 3.- einwirft, spendiert man der Gemeinde diesen Betrag als Trinkgeld. Der Tagestarif beträgt EUR 5.-.

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der erste Aufstiegshang um 9 Uhr im Februar

Entweder die Zufahrt beim Gh. Tirolerland, oder gleich hinter dem Parkplatz etwas steiler hinauf beginnt die Tour auf einer großen Wiesenfläche, bevor sie, nach den letzten Häusern und einem kostenlosen Spezialparkplatz für Einheimische in den Wald eintaucht und zunächst recht flach weiterführt.

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oberhalb der letzten Häuser

Dem Waldweg entlang und kleinere Kreuzungen ignorierend steigt die Tour stetig aber mäßig zur Falkenmoosalm an und am unteren Almende, nach dem man plötzlich aus dem Wald heraustritt, hat man einen herrlichen Eindruck vom weiteren Aufstiegsgelände.
Gehzeit ungefähr eine Stunde bis zur Alm.

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unterhalb der Falkenmoosalm, im Hintergrund das Ziel

Nach der Alm wird es kurz etwas steiler und oberhalb des letzten Almhanges betritt man den Wald wieder, aber er ist viel lichter als unterhalb.
Nach weiteren 10 bis 15min gibt es eine Abzweigung zum Juifen, die rechts weggeht. Zur Hochplatte bleibt man auf dem sich nun ausbildenden Hangrücken.

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hinter der Alm etwas steiler weiter

Im lichten Wald kommt nun kurzzeitig ein etwas steileres Stück das oben flacher wird. Oben beginnt dann ein ca. 300m langer Hang der quer durchschritten wird und mit den momentanen Spurverhältnissen ist es weniger anstrengend, wenn man konzentriert auf der Kante steigt, als öfters abzurutschen und den Talschi auffangen zu müssen.

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Hangquerung auf ca. 1.550m

Nach diesem Teilstück führt der Aufstieg wieder durch einen schönen Hang mit kaum Querneigung bis zur nächsten kleinen Kuppe.

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auf ca. 1600m

Nach dieser Kuppe beginnt nochmals eine Hangquerung, in der die Querneigung noch etwas steiler ist als vorher, aber sie ist nur recht kurz und den Gipfelhang mit dem Kreuz oben hat man dahinter schon im Blickfeld.

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kurz vor der zweiten Hangquerung links des Gipfelaufbaues

Der freie Gipfelhang ist schnell hinter sich gebracht und nach der vorhergehenden Querung steht man 10min später am Gipfel der Hochplatte auf 1.813m.

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Gipfelhang der Hochplatte

Der Ausblick auf Rofangebirge und Karwendel ist ein herrlicher und der nördlich gelegene, leuchtende Juifen mach richtig Lust in diesem Gelände noch etwas mehr zu unternehmen.

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Hochplatte, 1.813m

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Blick zum Juifen

Die Abfahrt erfolgt großteils im Aufstiegsgelände über die schönen Hänge und im unteren Teil am Weg im Wald auf harter, schmaler Piste.

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Falkenmoosalm

Zeitbedarf für den Aufstieg: ca. 1 3/4 Stunden, die Wegweiser und andere Angaben im Internet künden von 2,5 Stunden, der Höhenunterschied beträgt 930m.

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Hochplatte von der Bundesstraße aus gesehen

Mils, 11.02.2017