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Schitour Poferer Jöchl, 2.318m von Kolsassberg

Mit etwas Verspätung erst um 10 Uhr vom Parkplatz auf der Innerbergstraße am Kolsassberg mit der Schitour zum Poferer Jöchl gestartet und die Tourenschi die knapp zehn Gehminuten zum Startpunkt geschultert, war unsere Freude zunächst groß, daß der Rodelweg schön verschneit vorgefunden wurde.

Gipfel Poferer Jöchl, 2.318m gegen Gilfert

Die Freude währte genau bis zur ersten Verzweigung, deren rechte Abzweigung zur Studlalm genommen wird. Dort setzte der Schneepflugfahrer sein Werkzeug so sinnlos tief an, daß der Weg in der Abfahrt nur am Rande, und auch nur teilweise befahren werden kann. Eine kümmerlich dünne Schneedecke wurde somit radikal bis zum steinigen Untergrund seitlich weggeschoben und wenige Reste der Schneebrocken dienen bei der Abfahrt über lange Strecken des Almweges als bestimmungsgemäße Unterlage für den Schi. Ob der beflissene Abschub wirklich notwendig war mögen die Gemeindeväter oder -arbeiter wissen, der Sinn erschließt sich dem Tourengeher nicht.

im unteren Bereich der Studlalm angekommen

Für den Aufstieg reicht die Unterlage gerade und alsbald beginnt ohnehin der Aufstieg im Wald, für welche die Details bei einer anderen Tour hier nachzulesen sind. Die folgende Beschreibung startet an der unteren Begrenzung der Studlalm.

das Ziel in Sicht – nicht jedoch dessen Gipfel

Nachdem der Fahrweg unterhalb der Studlalm wieder erreicht ist muß gar nicht zur selbigen aufgestiegen werden, die Route kann am Fahrweg fortgesetzt werden. Knapp nach der Höhe der Studlalm zweigt rechts ein Weg zur Sagalm ab, der eingeschlagen wird und dem man bis zu einem verschlossenen Gatter – zum winterlichen Schutze von  Weidevieh und Wanderer – jenseits der Brücke über den Sagbach folgt. Die einzige Möglichkeit dieses zu passieren besteht in der Überkletterung, links und rechts befindet sich das Bachufer einen nassen Schuh zu riskieren zu gefährlich nahe.

Abzweigung nach der Studlalm

Nach dem Gatter folgen tolle freie Hänge im Aufstieg und – Ende Dezember – endlich das erste Sonnenlicht im Gesicht.
Der Aufstieg wird sofort klar, er folgt einer Geländerippe bis zur besten Möglichkeit das Bächlein in seiner bergzugewandten Seite zu überqueren. Anschließend geht es vorbei an einer Jagdhütte mit außerordentlich bestplatzierter vorgelagerter Sitzloge aus Tisch und Bank mit Blick auf das gesamte, freie Hirzerkar.

Blick gegen die Gipfel von Wildofen und Hirzer

Bald darauf ist über die schön beleuchteten Hänge der Weg zur etwas versteckten Sagalm erreicht, wobei diese nicht direkt, sondern in etwa 200m Abstand in der Freien Fläche passiert wird.

oberhalb der Sagalm

Vor den steileren Hängen hinauf zum Rücken, der vom Poferer Jöchl herabzieht und deren Strauchwerk mit der derzeit vorherrschenden Lage an Schnee ein undurchdringliches Dickicht bildet, führt der Anstieg ein kurzes Stück rechts in den schönen Kiefernwald hinein. Die Strecke beträgt etwa 200m nach einem deutlich sichtbaren Jägeransitz am Weg. Zumindest ist diese Routenwahl bei der derzeitigen Schneelage notwendig, um dem Strauchwerk zu entgehen.

im steilen Wald nach der Sagalm

Im eher lichten Zirbenwald führt der Anstieg mit einigen Spitzkehren nun steil nach oben zum breiten Rücken der vom Poferer Jöchl herabzieht. Ist der Rücken erreicht wird der Aufstieg um einige leichter als im steilen Wald vorher. Die Route wendet sich etwa im rechten Winkel von West nach Süd und ist durch die Geländeform  bis zum Gipfel klar vorgegeben. Die Waldgrenze ist am Rücken auf 2.000m erreicht.

am breiten Rücken nach dem steilen Wald angekommen

Unserer Begehung war beschieden, daß der herrliche Pulverschnee am Rücken endete und die Schneedecke alle Arten von Oberflächeneigenschaften zeigte, die Tagestemperaturverlauf und Wind nach den letzten Schneefällen in der Lage waren entstehen zu lassen. So ziemlich alles an Oberflächen, vom gepressten trag- und nicht tragfähigen Harschdeckel bis zum völlig vereisten bockharten und glasigen Schmelzharschdeckel, von Triebschneeeinlagerung in leichten Muldungen bis zu Partien mit übergroßen, trockenen und umgewandelten Kristallen, jegliche Spielart der Natur muß derzeit an diesem Rücken durchschritten werden. Im Aufstieg imposant, bei der Abfahrt eine anstrengende Quälerei bei der die Schi die Herrschaft der menschlichen Bewegungen übernehmen. Apere Stellen gibt es keine.

der Rücken bietet alle Spielarten von Schneekonsistenzen

Die Aufstiegsrichtung ändert sich nach dem breiten Rücken abermals und zwar weniger stark von Süd nach Südwest. Die Änderung beginnt etwa 220Hm unter dem Gipfel und zwar dort wo der breite Rücken zur nun schmalen Rippe sich mausert und dort ändert sich auch signifikant die Steilheit, die bis zum Gipfel hinauf nach unserer Einschätzung auch bei sorgfältiger Routenwahl nicht immer unter 30° Hangneigung bleibt (auch in TIRIS sichtbar).

weiteres Aufstiegsgelände zum Poferer Jöchl auf schmaler Rippe

Erzwungen durch die derzeitige Schneelage werden im weiteren Aufstieg mehrere Spitzkehren notwendig. Um die Felsblöcke auf der Rippe möglichst effizient zu durchschreiten. Aber nicht nur diese, sondern auch die Hangneigung erzwingt eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Spitzkehren.

knapp unterhalb des Gipfels des Poferer Jöchls

Kräftig auffrischender Wind begleitete uns über die letzten 200Hm zum Gipfel. Die Schneeverhältnisse sind derzeit dort nicht schlecht, aber lockere Partien wechseln mit mittelharten, durch die wir im Aufstieg mühsam durchgebrochen sind. Aber es sind nur etwa 200Hm in dieser Art.

malerischer Gipfel des Poferer Jöchls

Die letzen Rinnen und Muldungen im Aufstieg versprachen schon ein sehr akzeptables Abfahrtsgefühl, das dann auch ausgekostet werden konnte.
Knapp unterhalb des netten Gipfelfelsens ändert sich die Hangneigung stetig hin zum eher flachen plateauartigen Flachbereich, bei dem der Wind aus Südwest und West völligen Zugriff hat.

die fleißigen Männer die weit gespurt haben

An eine ausgedehntere Gipfelrast als für ein paar Fotos, Höhenmedizin und Rüsten für die Abfahrt war an diesem Tag nicht zu denken. Dabei hätte die doch lohnenswerte Aussicht in alle Richtungen, vor allem ins Wattental, eine längere Rast verdient, so wie auch der malerische Gipfelbereich mit dem netten Kreuzlein an sich.

Britta am windkalten Gipfel des Poferer Jöchls

Die jungen Mediziner, die der Verfasser beim Aufstieg am Beginn der steileren Rippe der langen mühsamen Spurarbeit entband, – ein Dank an die Herren hiermit für die Vorarbeit ab der Studlalm – hatten gleiches im Sinn und blieben keine Minute länger am Gipfel. Somit rauschten die einzigen fünf windgeplagten Tourengeher  an diesem Tag gleichzeitig talwärts. Natürlich mit entsprechenden Abständen im oberen steilen Bereich.

phantastischer Blick ins Mölstal im Wattental – von den Rechner Gipfeln links über den Nördlichen Klammer Schober bis hin zum Malgrübler rechts

Die Abfahrt war bis auf die zuvor geschilderten Lehrbauwerke der Natur am breiten Rücken ein insgesamt bäriges Erlebnis. Die obersten Rinnen erforderten Kraft für Schwünge und unten im steilen Wald mußte vorausschauende Slalomtechnik zwischen den erkennbaren Baumstümpfen eingesetzt werden. Unbeschwert hingegen konnte der Abfahrt ab der Sagalm bis zur Studlalm freier Lauf gelassen werden.

der gepresste Schnee erfordert einigen Kraftaufwand

Nach der Studlalm im Wald und auf dem Weg durch den Wald konnten schätzungsweise 75% in vorsichtigster Fahrt per Schi und der Rest mit Tragestrecken bewältigt werden, Neben der Asphaltstraße mögen es vielleicht 300m Strecke gewesen sein, die am Schi möglich waren, der Rest ist derzeit Tragestrecke.

den steilen Wald vor uns – ein tolles Erlebnis zwischen den schönen Zirben hindurch zu zirkeln

Zusammenfassend betrachtet kann die Tour als lohnenswerte und abwechslungsreiche Schitour – die auch eher für den Versierten geeignet ist – bezeichnet werden. Momentan liegt selbst im oberen Teil der Tour über 1.800m deutlich zu wenig Schnee um die Möglichkeiten der steilen Hänge nutzen zu können. Bei der derzeitigen Warnstufe drei in dieser Höhenlage mit den derzeitigen Gefahrenmustern über die Anstiegsbereichshöhen stellt die Routenwahl das eher obere Risiko dar das eingegangen werden sollte.
Diese Schitour bei genügender Schneelage (der Großteil des Strauchwerkes über der Sagalm sollte nach Meinung des Verfassers schneebedeckt sein) scheint noch um einiges phantastischer zu sein als wir sie erleben durften, obwohl wir mit den zuvor geschilderten Teilbereichen sowohl im Aufstieg als auch bei der Abfahrt recht zufrieden waren.

Hinweis: Wer im Internet nach dem Tourenziel sucht wird mit allerlei falschen Bezeichnungen konfrontiert. Es gibt dort das Poferer Jöchl – welche die richtige Bezeichnung zu sein scheint – aber auch das „Poverer“ und es gibt im elektron. Kartenwerk auch das „Pfoferer“ und die „Saga“ Alm anstelle der Sagalm.

kurz währt das schönste Abfahrtsvergnügen leider dennoch

Für die Tour benötigten wir gesamt 4:40 Stunden hin und zurück, mit recht kurzen Aufenthalten. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.320m.

Mils, 29.12.2018