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Schitour Rappenspitze, 2.223m

Im letzten Abdruck der Saison sollte der schon lange gehegte Wunsch, die Schitour auf die Rappenspitze, unternommen werden. Die Rappenspitze stellt eine der anspruchsvolleren Schitouren von Pertisau aus dar. Zum Zwecke der Erkundung als Schitour habe ich sie bereits im Herbst als Bergtour von Stans aus überschritten.

Rappenspitze, 2.233m

Gegen Ende April findet sich bis auf 1.250m kein Schnee mehr, weshalb ab dem Parkplatz am Eingang ins Karwendel bis weit über die Falzthurnalm Schi und Tourenschuhe getragen werden müssen.
Als Hilfe könnte man die rund 3km bis zur Falzthurnalm mit dem Radl fahren, was den Anstieg schon um eine halbe Stunde verkürzen würde. Ich habe allerdings die Tragevariante gewählt.

ohne Radl muß die Ausrüstung bis zum Schnee geschultert werden

Durch den ausgeprägten Nordhang hatte ich die Schneegrenze etwas tiefer eingeschätzt, die außergewöhnlich waren Temperaturen duch den April hindurch hatten jedoch ganze Arbeit geleistet und ich erschrak förmlich, als ich von unten bis weit hinauf ins Legertal keine durchgehende Schneefläche erblicken konnte.

endlich Schnee auf ca. 1.250m

Durch den Waldweg bei der Falzthurnalm hinauf konnten Spuren des wütenden Winters beobachtet werden – nicht nur kleinere Bäume wurden sein Opfer, selbst große alte Nadelbäume wurden entwurzelt und blockierten den Waldweg.
Oberhalb der Forststraße im oberen Teil des Waldes tauchten dann plötzlich Schneeflecken auf, die immer größer wurden und sich bald zu einer gangbaren Gesamtheit ausbildeten, auf einer Höhe von 1.250m.

Aufstieg neben der Lawine

Vor mir muß schon lange niemand mehr aufgestiegen sein, denn es gab kaum Anzeichen einer Aufstiegsspur und keinerlei Abfahrtsspuren. Im Aufstieg links befanden sich nicht besonders alte Reste einer Grundlawine, die teilweise gut die Breite des halben Tales beanspruchten.

der schöne Kamm über die Schneeköpfe zum Falzthurnjoch

Oben, am Übergang in die flacheren Almwaldpassagen nahm ich die mittelbreite Rinne zum Aufstieg, nicht den durch Lawinenreste verlegten Sommerweg. Die Rinne hat eine ähnliche Gefälleausprägung wie eine Sprungschanze und ist in der Abfahrt schön zu fahren.

Im Almgelände der Dristlalm

Durch etwas flachere und recht lichte Waldpassagen mit naturbelassenem Baumbestand und daher teilweise recht altehrwürdigen Nadelhölzern wird die Freifläche der Dristlalm erreicht.

es wird ein schöner Tag

Ein verstecktes Kleinod auf 1.645m. Die Alm mit ihrer wenig flachen Almfläche ist eingebettet zwischen Hirschensteigkopf, Dristkopf und Dristlköpfl im Übergangsgrat zu den Hochflächen der Naudersalm, einem augenscheinlichen Gebiet der Reliefüberschiebung des Karwendels.

Dristlalm auf 1.645m

Oberhalb der Dristlalm führt der Aufstieg bis auf rund 1.750m durch einen lichten Lärchenwald zum Dristlköpfl, der in der Abfahrt wunderbar zu durchfahren ist. Der Dristlköpfl mit 1.827m wird allerdings nicht erreicht, vorher geht es schon wieder abwärts.

Aufstieg zum Hochpunkt der Vorberge – im Hintergrund die Rappenspitze bereits sichtbar

Nach dem Hochpunkt wird das Almgelände verlassen, der Verbindungsgrat zur Kette wird betreten. Ungefähr 40Hm Abstieg (bzw. Abfahrt bei genügend Schnee) zum Brunntal stehen auf genügend breitem Gratrücken bevor.

das Brunntal mit dem steilen Kar – Schlüsselstelle der Tour

Der Übergang vom Ende des Abstieges bis zu den freien Flächen des Brunntales erfolgt unterhalb der Felsen durch lichten Baumbestand.

kurzer Abstieg am Verbindungsgrat

Der Übergang besteht aus einem leichten Auf und Ab, er ist teilweise recht steil aber dafür nicht besonders lang.

Aufstieg im Kar im Brunntal

Am Ende des Überganges wartet das Brunntal gleich mit einer steilen Freifläche auf, in der Tage zuvor Gleitschneelawinen (wie ich später identifizieren konnte) abgegangen sind. Ich durchquerte die bereits verfestigten Lawinenreste und versuchte an deren Rand so hoch wie möglich aufzusteigen, um den Hang möglichst weit oben zu queren. Die Schneequalität war grenzwertig, trotz klarer Nacht hatte es auf 1.850m nur oberflächliche nächtliche Verkrustungen der Vortagesschmelze gegeben.

sie schattigen Teile habe ich für den Aufstieg ausgesucht

Mein Ziel war es den freien Hang so rasch als möglich zu durchqueren und die Felspartien im Süden, die noch weitgehend im Schatten lagen, zu erreichen sowie knapp unterhalb dieser aufzusteigen.
Das Vorhaben gelang ohne große Zwischenfälle, jedoch ließ wider Erwarten die Schneequalität knapp unterhalb der Felsen nach. Also stieg ich einige Meter tiefer in gut 35° geneigtem Gelände mit etwas angespannter Stimmung weiter auf den höheren Teil des Kares zu und erreichte wieder bessere Schneequalität für den folgenden Abschnitt.

Aufstieg im Kar im Rückblick

Der Neigungsschatten des kleinen Felssporns mittig im Kar wurde unterhalb für Spitzkehren genutzt und oberhalb wieder zum Hinausqueren auf die noch schattigen Hangpartien zum Nauderer Kar hinauf.

der obere Teil des Kares

Oben, im Nauderer Kar hatte die Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung den Schnee bereits völlig aufgeweicht und alle flachen Partien wurden zum schweißtreibenden Erlebnis. Dies veranlasste mich auch den Rücken zum Larchkarlkopf ab dem Übergang vom Kar für den weiteren Aufstieg zu nehmen, anstelle durch das Nauderer Kar zur Ostflanke des Rückens weiter zu gehen. Ich vermutete dort bessere Bedingungen als im flachen Nauderer Kar und der völlig sonnenzugewandten Flanke auf den Rücken zum Gipfelaufschwung.

bereits im flachen Nauderer Kar

Der Aufstieg über den harmlos aussehenden Aufschwung auf den Rücken war aber alles andere als eine Besserung der Verhältnisse, im Gegenteil. Durch die exponierte Lage erwies sich der Aufstieg, der auch wesentlich steiler ist, als er von unten aussieht, dermaßen weich, daß auf manchen Schritten der Schi bis zum Knöchel versank. Ganz oben am Übergang mußte ich stapfen, da kaum Fortkommen möglich war.

sehr warm schon und weicher Schnee

Der Mühe Lohn bestand in dem gut gangbaren flachen Teil des Rückens bis zum Gipfelaufschwung, bei dem ich Schidepot machte, denn die Ostflanke der Rappenspitze war völlig aper und trocken. Von dort stehen noch ca. 100Hm zum Gipfel an.

eindrucksvolle Wechten immer noch vorhanden

Über den ausgeaperten Sommerweg ging es hinauf zum Gipfel, den ich um 11:10 erreichte.

die Rappenspitze – man sagte mir Fotos mit Personen müssen sein…

Der phantastische Frühlingstag lies wieder einmal in ein prächtiges Panorama schauen. Im Westen die im Sommer und Herbst schöne Überschreitung vom Staner Joch bis zur Rappenspitze mit Blick – rechts im Bild – zur Glocknergruppe.

Blick nach Osten zum Staner Joch

Im Süden der gewaltige Grat von der Fiechterspitze bis zum Hochnissl und links dahinter die Zillertaler mit dem Olperer als höchsten Gipfel, alles traumhafte Touren, hier am Blog zu finden.

der Süden – Auslauf der Vomperkette von Fiechterspitze bis Hochnissl

Die höchsten und verstecktesten Karwendelgranden an diesem Tag sehr scharf zu sehen im Westen. Vom viel besuchten Kletterberg der Lamsenspitze über den anspruchsvollen Skitourenberg des Hochglück, die schöne Grubenkarspitze im Tiefsten des Roßloches, die gewaltig schwarzen Laliderer Wände, der Birkkarspitze und der noch schöneren spitzen Nachbarin, der Kaltwasserkarspitze bis zum imposant freistehenden Sonnjoch ganz rechts reichte der Blick.

Nauderer Kar mit Dristkopf und Achensee im Hintergrund

Nach Norden ein farblich krasser Gegensatz mit dem weißen Nauderer Kar zu Füßen der Rappenspitze, dahinter die schon angeaperte Dristlalm sowie in naher Ferne der grüne Achensee.

Gipfelaufbau der Rappenspitze

Angetrieben durch die Verschlechterung der Verhältnisse im Brunntalkar gönnte ich dem Auge keinen längeren Blick auf die Alpenschönheiten, sondern machte mich nach gut einer Viertelstunde wieder auf den Rückweg. Um halb zwölf war es höchst an der Zeit von 2.100m abzufahren.

Abfahrtsspuren über die Flanke vom Rücken und im Kar zu sehen; man beachte die bereits eingeebnete Aufstiegsspur rechts

Die Flanke in das Nauderer Kar hinab war schon sehr tief aufgeweicht und unten wurde es schwer auch weiter angelegte Schwünge zu drehen.
Mit so viel Schwung als möglich versuchte ich dem Gehen im flachen Kar zu entrinnen was weitgehend gelang. Nur wenige Meter bis zum Übergang ins steile Kar benötigten Grätschschritte.

spannende Abfahrt ins steile Kar

Die sinnvollste Route über das steile Kar hinab erschien die Aufstiegsspur zu sein. Also legte ich die Schwünge entsprechend und die Verhältnisse hielten sogar dem Druck der Schwünge stand, sodaß der erste Teil der Abfahrt fast wie eine optimale Firnabfahrt zu werten war.

die Querung – hier hätte ich besseren Schnee erwartet

Die Querung unterhalb der Felsen von der Kaserjochspitze herab erfolgte dann wieder in wenig tragfähigem und aufgelockertem Schnee. Die Einflüsse durch Tropfwasser von den Felsen oberhalb dürfte der Grund für die schlechte Schneequalität gewesen sein.

am Ende der Abfahrt im Kar im Brunntal angekommen – man beachte den trügerischen Wiesenhang

Unterhalb der Querung, im freien Wiesenhang, den ich am meisten fürchtete, wurde der Schnee aber wieder besser und die Konsistenz ließ schöne Schwünge in der Falllinie zu.

Rückblick auf den ersten Teil der Querung zum VerbindungsrückenNach der Gleitschneelawine und dem restlichen Teil des steilen Hanges war ich doch recht froh am Weg zur Querung angelangt zu sein und die Wiesenhänge hinter mir gelassen zu haben. Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen waren im heurigen Winter eine der Gefahrenquellen Nummer eins.

Querung unterhalb der Felsen

Gegen Ende der Querung erschien es praktisch die Schi am Rucksack zu tragen und zu Fuß die aperen und die zwar schneebedeckten, aber schlecht gangbaren Stellen zu überqueren. Ebenfalls am teilweise ausgeaperten Gratrücken zum Hochpunkt des Überganges zur Alm.

Verbindungsrücken zur Dristlalm

Hinab durch die herrlichen Lärchen zur Alm konnte noch halbwegs gut gefahren werden, wenngleich Schwünge schon einiges an Kraftanstrengung kosteten und vornehmlich im Steilen angelegt wurden. Eine Rast auf der Alm kam daher wie gerufen.

Rückblick auf die Abfahrt

Zwei junge Burschen ohne Gamaschen saßen schon mit recht durchweichten Bergschuhen auf der Bank vor der Alm denen ich einen Gipfelschnaps ausgab. Man unterhielt sich bevor ich versuchte auf der Bank einzudösen.

Gelände der Dristlalm

Die Einstrahlung war jedoch so groß, daß das Vorhaben wegen durchnässtem Leibchen und dem Interesse an den Lockrufen der Kröten nach zehn Minuten aufgegeben wurde.

die Amphibien erwachen

Das befinden sich doch glatt auf 1.650m Höhe eine Unzahl an Kröten in den kleinen Pfützen rund um die Alm und nicht nur dort, weit ab von Wasser, auf Schneeflächen tummelte sich das Getier, zu einer kleinen Dokumentation anregend:

So schön die Stunde auch war, nach einer dreiviertel Stunde brach ich wieder zur Abfahrt auf – der Weg zum Parkplatz war noch lange und es gab noch weiteres zu tun.

Herzl oder Afrika?

Als schönsten Teil der Abfahrt durch das Legertal empfand ich die Rinne und die folgenden 100Hm. Zum einen war dort schöner Firn und lichter Wald mit großen freien Flächen.

die Rinne zum Legertal

Weiter unten mußten die engen Waldpassagen bedient werden, wobei die Kombination aus Geschwindigkeit und Drehvermögen im weichen Nassschnee die übliche anfängerische Figur machte. Immer wieder abruptes Abbremsen und wenden fast im Stehen wurde notwendig.

von der Rinne ins Legertal geblickt

Einigermaßen angestrengt erreichte ich wieder die Stelle, an der die Abfahrt plötzlich nicht mehr möglich war und suchte nach den deponierten leichten Bergschuhen im Gebüsch.

fast am Ende der Abfahrt

Mit den nun am Rucksack verstauten Schi und Schuhen ging es hinab zur Falzthurnalm und den langen Weg hinaus zum Parkplatz, gesamt in etwa 300Hm und knapp eineinhalb Stunden, wie auch für den Aufstieg bis dorthin.

so geht es den langen Weg hinab zum Parkplatz

Der Zeitbedarf incl. den Fußmärschen vom Parkplatz zur Falzthurnalm und zurück betrug gut sieben Stunden mit einem viertelsündigem Gipfelaufenthalt und einer Dreiviertelstunde auf der Dristlalm.
Die Strecke betrug sieben Kilometer bei 1.350m im Aufstieg und die reine Aufstiegszeit dreieinhalb Stunden.

Mils, 21.04.2018

 

Stanser Joch 2.102m – Überschreitung über Kaserjoch nach Pertisau

Das Stanser Joch, von Einheimischen „Staner Joch“ genannt erhebt sich mit auffallend glatter Flanke über das Inntal und bietet einen langen, kraftraubenden Aufstieg ab Stans.

Stanser Joch Gipfel, 2.102m

Die direkte Route bis zum Mittelgebirge ist für den ortsunkundigen mittels der AV-Karte leicht zu finden und führt vom Parkplatz vor der Wolfsklamm (570m) rechts davon, über die auslaufende Siedlung, in einem auffälligen Graben zur netten Kirche Maria Tax östlich der Wolfsklamm.
Beim Kirchlein Maria Tax wendet sich der Anstieg westlich wodurch man auf den Heuberg gelangt.

am Heuberg angekommen

Auf der Asphaltstraße am Heuberg, nach rund 300m weiteren Marsches nach Westen, befindet sich die Abzweigung zum Stanserjoch. Zuerst geht es gut 100Hm auf dem Schotterweg weiter, bevor bei ca. 1.000m Höhe ein Steig direkter als die Almstraße den langen Rücken bergauf führt. Dort beginnt nach bereits zurückgelegten 450Hm der fast 1.000Hm Aufstieg zur Stanser Alm.

die alte Stanser Alm

Von der Stanser Alm kann man dem weiteren Steigverlauf folgen, oder, zwecks Einsparung von Weglänge zuerst auf einem Schotterweg zu den Lawinenverbauungen gefolgt werden, um dann etwas höher und weiter östlich querfeldein auf Almwiesen den langgezogenen Gipfel zu erreichen.

Stanser Alm mit Hochnisslkamm im Hintergrund

Das imposante Gipfelkreuz – errichtet 1964 – markiert den höchsten Punkt, jedoch ist der gesamte Gipfelbereich westlich davon kaum niedriger, während er östlich davon gleich zum schmäleren Rücken abfällt.
Die Verbauungen gegen den Wind auf der nördlichen Seite prägen das Bild des Gipfelbereiches stark und er bildet keine Bereicherung für Fotos in den Achenseeraum.

Achensee bis Gerntal

Bis zum Gipfel habe ich 2 3/4  Stunden benötigt, mit einer kurzen Pause auf der Alm.
Nun beginnt ein langer Teil am Rücken der Kette mit alleine 3,8km Luftlinie bis zum Kaserjoch. Die Auf- und Abstieg sind zwar nicht besonders hoch, dennoch empfand ich diesen Teil der Überschreitung als recht anstrengend im Schnee.

Lawinenschutz über Stans

Die Schneedecke präsentierte sich überraschend hart gefroren, wodurch es möglich war ohne Gamaschen zu gehen. Eingebrochen bin ich nur auf steileren Hangstrecken – wie üblich – mit entsprechend stumpfem Winkel zur Sonne.

Pkt. 2.136m

Am Abstieg vom Ochsenkopf ändert sich das Gestein. Nach dem Gipfelbereich des Stanser Joches gebildet aus Wettersteinkalk fielen mir nun Muschelkalk, Rauhwacke und Brekzien auf. Ab dort ändert sich das Gestein häufig und ist von der Reliefüberschiebung geprägt.

Abstieg vom Ochsenkopf mit Bilderbuchaussicht nach Westen

das Gipfelgelände des Ochsenkopfes ist aus Muschelkalk gebaut.

Muschelkalk am Ochsenkopf

Brekzien tauchen in einem Gelände auf an dem sie nicht gebildet worden sein können. Ein Indiz für die Reliefüberschiebung.

Brekzie am Ochsenkopf

Das weite Schneekarl macht derzeit seinem Namen alle Ehre, die Schneeauflage ist dort im oberen Teil schon fast durchgehend vorhanden.

in der Flanke des Schneekarls

Zwischen Gamskar- und Kaserjochspitze wird ein Abstieg über ca. 50m zum Verbindungsweg notwendig. Er kreuzt hier Murenrinnen.

phantastischer Blick in die Nauders Alm mit der Lamsenspitze dahinter

In diesem Teil des Kamms befanden sich die meisten Gämsen, an die zehn Gruppen mit fünf oder mehr Tieren bekam ich über und unter mir zu sehen.

die dominierende Rappenspitze am Kamm, am Fuße das Kaserjoch

Am Kaserjoch beschloss ich eine kurze Rast. Zwei Bergsteiger befanden sich am Südabstieg von der Rappenspitze und ein dritter kam den selben Weg hinter mir auf das Joch. Eine seltsame Begegnung mit Gleichzeitigkeit im abgeschiedenen, teilverschneiten Karwendel im November.

der kühne Hauptdolomitbau der Rappenspitze

Im Nordhang der Rappenspitze war der Schnee auch am frühen Nachmittag bock hart gefroren was einen komfortablem Abstieg ins Nauderer Karl ermöglichte. Ab dort galt es den Anstieg für die Schitour auf die Rappenspitze zu erkunden.

vom Kaserjoch in das Nauderer Karl geschaut

Der oberste Hang nach dem Karl bedarf aufgrund seiner Steilheit wirklich guter Schneeverhältnisse, um die Schitour sicher ausführen zu können.

Stimmung am Nauderer Karl an einem Novembernachmittag

Selbst bei den momentanen Schneeverhältnissen steigt man lieber neben den ausgetretenen, gefrorenen Steigspuren, um nicht ins Rutschen zu kommen. Das Tiris zeigt Geländeneigungen von durchgehend 30-35° und Stellen, unten bei der Querung des Steilkars unterhalb der aufsteigenden Wände mit 40°.

Der Steilhang unterhalb des Nauderer Karls

Unterhalb der Felswände führt der Steig mit mäßigem Gefälle quer zum Schutthang zu einem Wiesenhang weiter.

Querung unterhalb der Abbrüche von der Kaserjochspitze

Nach der Querung Richtung Nordost geht es flacher durch den Wiesenhang weiter.

Abstieg am Hang zum Verbindungsgrat

Der Steig trifft dann weiter unten rechterhand an die Felsen des Verbindungsgrates zum Dristlköpfl und hier wir das Gelände teilweise wieder steiler.
In der Flanke des Hanges führt der Steig mit Anstieg auf den Verbindungsgrat und weiter über schätzungsweise 40-50Hm auf das Gelände der Dristlalm.

unterhalb der Felsen zum Verbindungsgrat, der Steig führt wieder aufwärts

Es stellte sich hier die Frage wie diese Passage im Winter begangen wird, hier ist ein zweimaliger Höhenunterschied zu absolvieren, der wohl Abfellen im Aufstieg und Auffellen in der Abfahrt bedeutet.

Rückblick vom Rand des Almgeländes auf den Verbindungsgrat

Über das konstant fallende Almgelände erreicht man die malerische Dristl Alm auf 1.645m. Von allen umrahmenden Seiten betrachtet würde man das Gelände dieser Alm nie so groß einschätzen wie es wirklich ist, ein abgeschiedener toller Rastplatz.

die Dristlalm mit dem Hintergrund des Sonnjochkammes

Der restliche Abstieg erfolgt über das untere Almgelände und anschließend durch das Legertal bis zur Falzthurnalm.

unteres Almgelände der Dristlalm mit wunderbarem Blick zur Roten Wand und der Hohen Gans

Ich konnte es wieder nicht lassen zu erkunden und stieg auf 1.200m nicht zur Falzthurnalm ab, sondern folgte dem Weg talauswärts weiter, der nach einigen Hundert Metern endet. Allerdings sah ich am Ende einen kaum sichtbaren Wildsteig weiterziehen und folgte diesem  teilweise weglos bis zur Kreuzung bei dem die Straße über die Brücke auf die orografisch rechts Talseite quert und die asphaltierte Fußgängerstraße nach Pertisau beginnt.

Blick zurück Richtung Dristlalm

Diese Abkürzung sei nur demjenigen empfohlen dem Tannenadeln im Nacken und hindurch schlüpfen zwischen Ästen nichts ausmacht. An die 150Hm Abstieg sind so zu bewältigen.

diese Fortstraße führt nicht bis zum Talboden

Der Rest der Tour bis Pertisau erfolgt fast strafweise auf der für Fußgänger asphaltierten Straße bis knapp nach der Mautstelle. Dort befindet sich die Bushaltestelle des Postbusses, der den Bergsteiger um 5,40.- Euro zum Bahnhof Jenbach fährt (an Samstagen zu jeder Stunde, jeweils ein paar Minuten nach voller Stunde und über VVT im Internet per Handy abrufbar). Vom Bahnhof Jenbach erreichte ich eine S-Bahn nach Stans (1 Station) um 2,90.- Euro und ab Pertisau benötigte ich dafür 1 1/4 Stunden. So komfortabel hätte ich mir die Rückreise nach Stans nicht vorgestellt.

Stanser Joch im Rückblick von Pertisau

Weil noch etwas Zeit bis zum Bus blieb gab es noch ein Bier am See und da der Bus auch am Bootshaus hält konnte ich dort bequem einsteigen.

Die Gesamtdauer der Tour betrug 7 1/4 Stunden und die Bergsteigeruhr zeigte genau 1.800Hm. Die Streckenlänge der Tour, über Outdooractive ermittelt, beträgt 20km.

Mils, 04.11.2017

 

 

Rappenspitze, 2.223m – über Stallental nach St. Georgenberg

Hoch über der Naudersalm thront die Rappenspitze, von allen Seiten betrachtet eine kühne Felszinke, die es sich lohnt einmal zu besteigen.
Der hier beschriebene Aufstieg erfolgt auf dem – in einer AV-Karte aus dem Jahre 1996 bezeichneten – Südostanstieg, vom Sunntiger aus, einem Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze.

img_5321Generell fällt dem aufmerksamen Naturbeobachter dieser – recht eigenartige – Teil des Karwendels auch ohne geologische Kenntnis auf, ist er doch weitgehend anders als all jene Formationen die er in den umgebenden Ketten und Graten findet.

Stallental im Oktober

Stallental im Oktober

Wenig typische Karwendeltopographie findet sich in den Hängen und sanften Gipfeln rund um die Rappenspitze und jene selber ist ebenfalls eine Besonderheit, besteht sie doch nicht nur aus dem festen Wettersteinkalk, sondern auch aus Hauptdolomit und Raibler Schichten (für den geologisch Uninteressierten die beiden letzten Gesteinsarten – brüchiger, splitteriger Fels) und auch dunkler Mergel ist vor dem Joch des Sunntiger häufig anzutreffen. Die Rappenspitze hat eine raue und eine milde Seite, ganz im Stile der Entdeckungen der Reliefüberschiebung von Otto Ampferer vor knapp 100 Jahren.

kurz vor der Stallenalm

kurz vor der Stallenalm

Der Beginn der Tour ist der Parkplatz Bärenrast über Fiecht. Das allzeit malerische Stallental entfaltet im Herbst eine besondere Pracht an Farben, tausende Töne finden sich in dahinsterbenden Blättern der Laubbäume und wer sorgsam beobachtet findet immer wieder Nuancen, die er noch nie vorher geschaut.

Rückblick ins Stallental oberhalb der Stallenalm

Rückblick ins Stallental oberhalb der Stallenalm

In gleicher Manier wie die Kraft der Blätter der stämmigen Laubbäume im Karwendel nimmt die Frequenz der Besucher „der Stallen“ im Herbst ab, obwohl die farbenprächtige Metamorphose dieser vielfältigen, in dieser Intensität im Tal nicht zu findenden Mischung der Landschaft, geradezu Massen anziehen müßte.
Für den Beobachter aus Leidenschaft stellt das Fernbleiben der Massen jedoch keinen großen Verlust dar, weil durch die gewonnene Ruhe im Refugium seine volle Konzentration auf die Natur ausgerichtet werden kann, mit ihr in gewisser Weise eine Einheit geschmiedet und sie aufgesaugt werden kann, ohne daß von diesen Gedanken Abwesende den Prozess abschwächen, behindern.

Jagdhütte Graf v. Thun

Jagdhütte Graf Thun

Hinter der Stallenalm beginnt der Steig zur Naudersalm, zuerst als Fahrstraße und ab der Jagdhütte des Grafen von Thun als richtiger Steig auf dem auch Almvieh auf und absteigt.
Der mäßig steigende Grubachgraben zieht als Ouvertüre des alpinen Teiles der Rundtour durch prächtigen Nadelwald und Unterholz hinauf, zur Linken mächtige Schotterreisen, die dem Bach als Abtragelement gnadenlos ausgesetzt sind. Mächtige Schotterwände, gebrochen von Felsstürzen aus den Wänden des Rauhen Knöll Massives und abgelagert in mächtigen Reisen, trotzen den Wassern, jenen von kurzzeitigen Hochwettern und jenen vom stetig arbeitenden Bergbach.

mächtige Schotterreisen aus dem Rauhen Knöll

mächtige Schotterreisen aus dem Rauhen Knöll

Den Grubachgraben verläßt der Steig zur Rappenspitze etwa in seiner Hälfte zur Rechten und zieht hinauf zum Rizuelhals, dem Sattel zur Naudersalm, in den Norden auf 1.943m Höhe.
In diesem Abschnitt von der Stallenalm bis hierher werden 600Hm des Anstieges erledigt und selbst noch in der Herbstsonne im scheidenden Oktober kann dies eine schweißtreibenden Angelegenheit sein. Der Vorrat an Wasser sollte also bei der Stallenalm gesichert werden, denn die nächste Möglichkeit an Wasser zu kommen besteht erst wieder auf der Naudersalm durch den gleichnamigen Bach und dieser bedeutet bei der Seehöhe von knapp 1.900m keine Normalität im Karwendel.

Wende am Steig Richtung Rizuelhals

Wende am Steig Richtung Rizuelhals

Zuntern säumen den Steig, vor allem nach der willkommenen Kehre auf ca. 1.660m. Die letzten gut 100Hm vollziehen sich dann auf Almwiesen unter der Materialseilbahn und das Jochlüftl tut gut.

am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf, Richtung Süden auf den Hochnissl geschaut

am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf, Richtung Süden auf den Hochnissl geschaut

Am Sattel zwischen Lunst- und Brentenkopf tritt das Tagesziel so richtig imposant hervor, die Rappenspitze als kühne Felsschuppe. Ein schöner Anblick eines nicht so spektakulär hohen Karwendelgipfels, der um so vieles anders geformt und gestaltet ist als das Gros der Berge im Karwendel und den man aber auch nicht vergessen wird, in gewisser Weise vergleichbar mit Formen die man von den Südtiroler Dolomiten her kennt.

Rappenspitze über der Naudersalm

Rappenspitze über der Naudersalm

Der Blick gen Norden auf die Rappenspitze veranlaßt unweigerlich ein paar Schritte links neben die Seilbahn zu treten, um gewachsene Natur ohne kurzweilige Technik abzulichten. Er lädt zum Verweilen ein. Das Tal weitet sich nach dem Sattel enorm, und kürt den Gipfel der Rappenspitze oberhalb der Alm zum geometrischen Höhepunkt in naturarchitektonischer Hinsicht. Selbst jener, der die bizarrsten Formationen in diesem Gebirge kennt möchte bei erstem Anblick nicht augenblicklich glauben, daß sich an diesem Fleck Erde die Lieblichkeit der Alm und der überwiegend schroffe Felsaufbau des Karwendels so treffend vereinen können. Ein gewaltig Bild Natur inmitten der Heimat.

Naudersalm, 1.896m

Naudersalm, 1.896m

Hinab durch die schroffe Wand der „Stiege“ geht es in raschem Schritt auf breitem Steig zur Naudersalm und weil der Steig zum „Sunntiger“, dem Sattel zum Falzthurntal  offenbar nicht mehr gepflegt wird finden sich kaum Markierungen, geschweige denn der so typisch gelbe Wegweiser, der sich sonst in diesem Gebiet zuhauf antreffen lässt.

zur Rappenspitze knapp oberhalb Naudersalm geblickt

zur Rappenspitze knapp oberhalb Naudersalm geblickt

Der Verdacht, daß der Steig vom Sunntiger, also vom Südwesten auf die Rappenspitze aufgelassen wurde keimte im Empfinden des Verfassers erst, als sich auch nach dem Sattel nur mehr verwittert anzutreffende Wegmarkierungen finden ließen. Der Zustieg zum Sattel war ebenso nur spärlich von verwitterten Markierungen geprägt, jedoch akzeptiert man dies unten eher, da es durch die vielen Gamsgassen durch die Zuntern vielfache Möglichkeiten gibt, den Sattel zu erreichen.

Am "Sunntiger", Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze

Am „Sunntiger“, Sattel zwischen Lunstkopf und Rappenspitze, Blick zum mächtigen Sonnjoch und der Schaufelspitze

Nach dem Sattel wundert es etwas, daß die Markierungen nicht deutlicher sichtbar sind. Weniger wegen der Richtung die es einzuschlagen gilt, denn diese ist ja durch den Gratverlauf eindeutig bestimmt und bedarf kaum/keiner Markierung. Mehr deswegen, weil sich beim Erfahrenen das dumpfe Gefühl aufdrängt, daß die Route nicht mehr gepflegt wird, aus welchen Gründen auch immer, zumal in der eingangs zitierten AV-Karte diese Route als Normalweg klassifiziert ist. Und dieses Gefühl bzw. die Erfahrung darüber nagen ein wenig, weil es doch sein könnte, daß bei halbem Anstieg eine Situation entstanden ist, die ein Weiterkommen unmöglich machen, oder zumindest so erschweren, daß technische Ausrüstung und ein Team nötig wären.

beginnender Aufstieg zur Rappenspitze ab dem Sunntiger

beginneder Aufstieg zur Rappenspitze ab dem Sunntiger

Erwartungsvoll werden die ersten Dutzend Höhenmeter nach dem Sattel begangen. Von dort führen 250Hm zum Gipfel und es sollte eine Sache von 40min oder weniger sein den Gipfel zu erreichen.
In Wahrheit waren es nur knapp über 30min, unter der Mischung aus Erwartungshaltung und Gipfeldrang waren es jedoch lange 30 Minuten. Der Grat ist schwach ausgeprägt und zumeist auf keiner Seite wirklich sehr steil abfallend. Drei Felspassagen würzen den Grat und früher waren diese mit Seilsicherung versehen, die Fixpunkte aus schwerem Bewehrungsstahl mit geschmiedeten Ösen am oberen Ende zeugen noch davon.

Blick zu den ersten Felsaufschwüngen am Grat zur Rappenspitze

Blick zu den ersten Felsaufschwüngen am Grat zur Rappenspitze

Spätestens beim Erreichen dieser technischen Einrichtungen weiß man, daß man sich auf einem aufgelassenen Steig befindet, wenn die verbindenden Stahlseile gänzlich fehlen. Die Frage ist nur, wie der  Steig sich entwickeln wird.

Felsköpfe, die eher links, westlich begangen werden; alte Steigsicherungen weisen die Route

Felsköpfe, die eher links, westlich begangen werden; alte Steigsicherungen weisen die Route

Vorweggenommen sei, daß er relativ zahm bleibt und zu keiner Zeit an keiner Passage eine schwierigere der kurzen Klettereien als von I+ oder II- anzutreffen ist. Alles in allem also sehr angenehme Passagen in den wenigen festen, wandbildenden Wettersteinkalkfelsen im südlichen Gipfelaufbau der Rappenspitze.

Rückblick zum Sunntiger

Rückblick zum Sunntiger

Die im Karwendel so typische plattenartige, mehr oder weniger steil gestellte Felsschichtung gibt in den kurzen Kletterpassagen in Form von breiten Bändern die Richtung der Ersteigung vor und die Stufen besitzen nur geringe Mächtigkeit, sodaß sie mit zwei Schritten in ihrer Höhe auch schon überstiegen werden können.

vorletzte leichte Passage rechts (östlich) zu umgehen

vorletzte leichte Passage rechts (östlich) zu umgehen

So erreicht man auch schon rasch und recht angetan von den kurzen netten Einlagen eines Hauches an Alpinismus den Gipfel und genießt einen sagenhaften Rundblick auf den dort schon geschwundenen Höhen des Karwendels auf 2.223m und befindet sich doch noch ca. 1.270m über dem Achensee.

letzter Felskopf vor dem Gipfel links (östlich) über Plattenstufen leicht zu ersteigen

letzter Felskopf vor dem Gipfel links (östlich) über Plattenstufen leicht zu ersteigen

Ein schönes modernes Gipfelkreuz ziert die Rappenspitze und das Gipfelbuch zeugt von nicht so großer Besucheranzahl, nimmt man die seit Herbst 2015 beschriebenen Seiten zwischen die Finger. Man hätte sich auch aufgrund des Zustandes des heutigen Normalweges mehr Besucher erwartet, denn dieser ist in schrecklich schlechtem Zustand der auch der Geologie geschuldet ist. Eine Breite Rinne, teilweise mit grobem Schotter dermaßen gefüllt, daß die Ränder für den Abstieg bevorzugt werden müssen und zum Glück ist dieser Teile nur von kurzer Dauer.

am Gipfel der Rappenspitze, Blick zur Karwendelhauptkette

am Gipfel der Rappenspitze, Blick zur Karwendelhauptkette

Interessant ist der Blick auf die Karwendelhauptkette, speziell in Richtung Sonnen-, Kaltwasserkar- und Birkkarspitze, sie scheinen zum Greifen nahe.
Ebenfalls ist der nach Süden ausgeübte Blick auf Trattenspitze, Hoher Fürleg, den Fallbachkarspitzen und den Großen Bettelwurf ein neues Erlebnis für jenen, der diese Berge immer in Richtung Norden betrachtet. Die Nordwände stürzen bei diesen Gipfeln abschreckend kalt und schwarz über Hunderte Meter ins Vomperloch hinab, Schneereste zeugen vom Klima in den Nordabstürzen.

Blick zu den Fallbachkartürmen über zwei vorgelagerte Ketten hinweg

Blick zu den Fallbachkartürmen und dem Großen Bettelwurf  über zwei vorgelagerte Bergketten hinweg

Interessant am Foto ist, daß zwei vorgelagerte Ketten überblickt werden, im Vordergrund die Kette Hochnissl – Lamsenspitze, in der Mitte Huderbankspitze – Hochglück. Alles spielt sich innerhalb von knapp 11km Luftlinie ab.

rechts Kaltwasserkarspitze und im Nebel die Birkkarspitze

rechts Kaltwasserkarspitze und im Nebel die Birkkarspitze

Am Abstieg zum weiteren Verlauf der Rundtour über die Ochsenkaralm und bis nach St. Georgenberg tut sich für den Verfasser eine Abkürzung auf, die jedoch hier nicht beschrieben wird, führt sich doch unmittelbar unter der wenig standfesten Nordostwand der Rappenspitze hindurch. Man folge hier also dem Normalweg über die Wiesenhänge zum Kaserjoch.

Abstieg von der Rappenspitze nach Norden zum Larchkarlkopf

Abstieg von der Rappenspitze nach Norden zum Larchkarlkopf

Nach dem Kaserjoch führt der Steig mit wenig auf und ab weiter bis zu einer Verzweigung, bei der es sich sicher lohnen würde den oberen Teil bis knapp vor dem Staner Joch zur Stelle „Am Übergang“ zu nehmen um von dort hinab und zurück zur Ochsenkaralm zu gelangen.

die Rappenspitze von Norden

die Rappenspitze von Norden

Weil die Zeit drängte mußte die schnellere Variante (die untere im topografischen Sinn) genommen werden und über einen kleinen Sattel zwischen der Hauptkette und dem Ausläufer des Hahnkamp im Südosten erreicht man in ca. 20min die Ochsenkaralm mit einem stilechten Almbrunnen, bereits zum überwintern gerüstet.

Rappenspitze in der Ferne vom Sattel oberhalb der Ochsenkaralm aus, Entfernung 1.850m

Rappenspitze in der Ferne vom Sattel oberhalb der Ochsenkaralm aus, Entfernung 1.850m

Von dort beginnt ein gewaltiger Abstieg, der nichts an Urwald im mittleren und nichts an Steilheit im unteren Teil zu wünschen übrig läßt und mit einem krönenden Abschluß endet, wenn man die Glocken vom Kloster St. Georgenberg zur Nachmittagsandacht schon einige Hundert Meter hoch am steilen Steig zu hören bekommt.

Ochsenkaralm, rd. 1920m

Ochsenkaralm, rd. 1920m

In mitten der Steilpassage nach den kümmerlichen Resten der Plattenalm kann zwischen den Föhren – der Bewuchs in dieser Steilpassage erinnert unweigerlich an jene am Hechenberg und dem Schleifwandsteig in der Kranebitter Klamm, wo sich nur mehr Kiefern an den spärlichen Humus im gut 45 bis über 60° steilen Gelände halten können – der Ausgangspunkt, die Bärenrast am anderen Hangrücken gegenüber erblickt werden und die Gewissheit, daß die Klosterstraße bis zu ihrem Tiefsten auf 800m Meereshöhe ausgegangen werden muß, um dann am Gegenhang wieder knapp 220Hm zum Fahrzeug aufzusteigen, mag den wenig Trainierten nach all der Strecke verzagen lassen, wenn er aber nicht daran denkt ist die Belastung klein und die Szenerie des Klosters aus so vielen verschiedenen Positionen läßt die Endanstrengung klein werden.

Steig von der Plattenalm nach St. Georgenberg

Steig von der Plattenalm nach St. Georgenberg

Der Steig zum Parkplatz zweigt vom ansteigenden Straßenteil rechts ab, wo sich die Wege Richtung Fiecht und Bauhof teilen, ein Wegweiser gibt die Richtung vor.

Ende des Steiges bei St. Georgenberg

Ende des Steiges bei St. Georgenberg

Nach einigen Hundert Meter folgt ein neuerlicher Wegweiser der in den Weg zur Bärenrast und in den Steig dorthin teilt. Natürlich nimmt man den Steig obwohl dieser wenig sympathisch durch einen lettigen Laubwald führt. Nach einer knappen halben Stunde wird der Parkplatz erreicht indem man den Steig ansteigend zur Lichtung weglos im Wald verläßt und damit abkürzt, oder ihn ausgeht und weiter oben im Wald nach einer Kehrtwendung am Steig zurückmarschiert.

Lindenkirche oberhalb des Klosters

Lindenkirche oberhalb des Klosters

Eine farbenprächtige, tolle Rundtour im sanften Teil des Karwendels die dem weniger extremen Bergsteiger gefallen dürfte, mit 1.540Hm in Summe zwar über dem Durchschnitt, jedoch als Tagestour leicht zu schaffen. Die Marschdauer des Verfassers betrug 5:41h und war als Trainingstour gedacht. Die Streckenlänge beträgt knapp 18km.

Kloster hoch über dem Tiefsten der Fahrstraße  nach Fiecht

Kloster hoch über dem Tiefsten der Fahrstraße nach Fiecht

Wer den Aufstieg über Felsen nicht unternehmen will verläßt die Naudersalm in Richtung Kaserjoch und steigt über den heutigen Normalweg auf die Rappenspitze und auf diesem auch wieder ab.

Abzweigung zum Parkplatz Bärenrast

Abzweigung zum Parkplatz Bärenrast

Wer die Rappenspitze nicht besteigen will kürzt die Zeit der Rundtour signifikant ab, weniger aber die Streckenlänge. Allerdings versäumt er auch einen Ausblick der nicht schnell in Vergessenheit gerät.

Mils, 29.10.2016