Bettelwurf Osteck, Variante I

Den Großen Bettelwurf über sein „Osteck“ zu erreichen ist eine bergsteigerisch sehr schöne, jedoch nur dem geübten Freikletterer zuzumutende Aufgabe und eine ausführliche, generelle Beschreibung der mühevollen Tour über das Osteck haben wir unter dem Beitrag Bettelwurf Osteck über Fallbachkarspitze beschrieben.
Dieser  Beitrag beschreibt vorwiegend eine Variante des Ostecks, wir nennen sie Variante I, über den Westgrat, während der vorgenannte Beitrag die Ersteigung des Ostecks über die östlichste Route darstellt.

Bettelwurf Osteck Variante I

Bei wunderbarem Herbstwetter starteten Andi und ich am Nationalfeiertag um 7:30 Uhr vom Parkplatz Sprungschanze in Gnadenwald.
Die Tage zuvor waren zwar sehr sonnig, vermochten jedoch nicht dem Schnee in wünschenswerter Weise zuleibe zu rücken, sodaß nicht nur alle steil geneigten Südhänge, sondern auch die flacheren Gratstellen und gar die schattigen, nördlichen Hänge und Gratstellen schneefrei wurden.

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Man vermutet es auf diesem prächtigen Bild nicht, jedoch waren noch teilweise 30cm tiefe Schneepartien der Schneefälle der Vorwoche in den Hängen und Gratstellen der Tour vorhanden. Diese waren harschig bis hartgefroren und zum Teil tückisch rutschig.

Nach der Nagelwand (für mehr Details des Aufstieges bis dorthin siehe oben eingefügten Link oder den Beitrag Fallbachkarspitze in unserem Blog) überraschte mich Andi mit einer sehr reizvollen Variante über die (Kleine) Wechselspitze und von dort auf den Südgrat der Fallbachkarspitze. Diese Variante des Aufstieges auf die Fallbachkarspitze wird in der Folge hier nicht im Detail beschrieben – vielleicht wird sie es später einmal und solange dienen die Fotos in der Galerie zur Orientierung…

Wir starten mit der weiteren Beschreibung der Tour am Plateau zur Fallbachkarspitze (Große Wechselspitze), das man standardmäßig über den markierten Aufstieg in der breiten, karartigen Rinne ab dem Ende der Latschen nach der Nagelwand erreicht.

Am Plateau zur Fallbachkarspitze

Am Plateau zur Fallbachkarspitze

Von dort führt der Normalanstieg an der Ostseite über die sich nach oben zuspitzende Verschneidung auf den oberen Grat empor und nach wenigen Minuten erreicht man den Gipfel der Fallbachkarspitze auf 2.316m.

Fallbachkarspitze, 2,316m (Große Wechselspitze)

Fallbachkarspitze, 2.316m (Große Wechselspitze)

Man kann die Schneereste auf den flachen Stellen bereits gut erkennen und mit zunehmender Höhe wurden diese Felder häufiger und mächtiger obwohl man es vom Grat aus nicht vermuten würde.

Großer Bettelwurf mit Osteck rechts

Großer Bettelwurf mit Osteck rechts

Herrliche Blicke und Farben begleiteten uns an diesem so klaren, feuchtigkeitsarmen Herbsttag, sodaß auch mit der kleinen Japanerin atemberaubende Fotos möglich wurden.

Fallbachkartürme im Detail

Fallbachkartürme im Detail

der Grat hat viele schöne, luftige Stellen in sich, wobei einige davon durch die Schneeauflage überlegt zu klettern waren. Hier Andi in einer nördlichen Passage mit viel hartem Schnee am Trittband.

eine der wenigen diffizilen Stellen; nicht schneefrei dieser Tage

eine der wenigen diffizileren Stellen; nicht schneefrei dieser Tage

Nach ca. 1.500Hm mühevoller aber lohnenswerter Kletterarbeit erreichten wir die fast senkrecht anmutenden, steil aufragenden Wände des Osteck-Felsaufbaues bei denen die ausgesetzte, luftige Kletterei über ca. 150Hm bis zum zahmeren Grat, der oben direkt zum Osteckpunkt beginnt.

zuerst horizontal um die Rippe herum

zuerst horizontal um die Rippe herum

Bei dem alten vergilbten orangefarbenen Pfeil schlagen wir diesmal die entgegensetzte Richtung ein und steigen über ein nahezu horizontal gerichtetes Band westlich um eine Rippe herum. Dahinter geht es bald am festen Fels mit Schuttauflage direkt nach oben in eine Art Wasserinne, die etwas glatt geschliffen, jedoch noch mit ausreichend kleinen Griffen und Tritten versehen ist.

dann auf schuttbedecktem festen Wettersteinkalk nach rechts oben

dann auf schuttbedecktem festen Wettersteinkalk nach rechts oben

In etwas bei dem Schatten am Foto steigt man dann aus der Wasserrinne nach links, westlich hinüber und erreicht, relativ horizontal, auch gleich die Schlüsselstelle des Aufstieges mit einer recht glatten Rillenkalkwand, die zwar nicht sehr steil ist, jedoch steil genug, um bei zu wenig Reibung am Schuh einige Duzend Höhenmeter abrutschen zu können.
Die Wand hat zwar wenige, aber durch die Rillen passable Haltemöglichkeiten, benötigt aber einen eisernen Griff, um gegebenenfalls einen Rutscher durch Trittverlust aufzufangen.

an der Schlüsselstelle (eine griffarme Wand, auf Reibung zu queren)

an der Schlüsselstelle (eine griffarme Wand, auf Reibung zu queren)

Andi mit seiner gewaltigen Schrittweite sprang gemsengleich über diese Passage hinweg und wunderte sich, daß ich überlegte und die geeignete Passage suchte. Wahrscheinlich hätte ich die Wand etwas höher nehmen sollen, um eine leichte Verflachung ausnützen zu können. Um es ihm aber gleich zu tun zauberte ich allerdings zu tief unten herum und mußte seinen Klemmgriff zur Hilfe annehmen.
Man sieht es der Stelle am Foto nicht an, sie ist nicht zu unterschätzen, wenn man sie erstbegeht.

Was darauf folgt wird danach gerne angenommen und man schlendert förmlich mit beflügelten Sinnen das breite Grasband entlang, den Abstürzen zur Linken und den mächtigen Wand zur Rechten trotzend.

am Band entlang; luftig und sicher

am Band entlang; luftig und sicher

Das Band führt auf den Grat hinaus, endet abrupt an diesem und man folgt einer dann sehr steil aufsteigenden leichten Verschneidung am Grat, in der der Grat direkt begangen wird.
Nach ca. 20Hm endet die Verschneidung mit dem sich nun scharf ausbildendem Grat.

dem man rechts (ostseitig) leicht ausweicht

am Ende der Verschneidung am Grat

Nun ist es leichter am rechten Teil des Grates weiter zu steigen, denn oberhalb dieser Stelle ist ein Hindernis, das man nicht direkt übersteigen kann.

mit einem kleinen überhängenden Felskopf verziert

Grat mit einem kleinen überhängenden Felskopf verziert

Nach dem Felskopf sieht der Grat sehr spektakulär aus und dies war auch gleichzeitig der Höhepunkt der Gratkletterei (man umgeht diesen in Aufstiegsrichtung rechts)

Felskopf am Grat im Rückblick

Felskopf am Grat im Rückblick

Einige wenige Köpfchen und scharfe Gratpartien folgen dann noch, bis man oben auf den Hauptkamm mit der anderen Aufstiegsroute zusammentrifft und den zahmer werdenden Verbindungsgrat zum geografischen Osteck erreicht.

Rückblick auf den Grat mit der tückischen Westseite die Schnee in sich birgt

Rückblick auf den Grat mit der tückischen Westseite die Schnee in sich birgt

Die spektakulären Passagen des Aufstieges waren somit hinter uns und in teilweise tückisch rutschiger Schneeauflage ging es weiter.

die harschige Schneedecke des weiteren Grates ist im Herbst nicht zu unterschätzen

die harschige Schneedecke des weiteren Grates ist im Herbst nicht zu unterschätzen

Die letzten Köpfchen schmalen Passagen zum Gipfel liegen vor uns.

Andi meistert die Rutschpartie

Andi meistert die Rutschpartie

Zum Schluß waren wir nach rd. fünf Stunden am windumspielten Gipfel, spürten plötzlich die doch nicht mehr sommerlichen Temperaturen und beschlossen weiter unten eine ausgedehntere Rast zu machen.

Großer Bettelwurf, 2.726m

Großer Bettelwurf, 2.726m

Beim folgenden sonnigen Abstieg hatten wir noch einige prächtige Blickfänge, die man in der Galerie zu diesem Beitrag bewundern kann.

Daten zu dieser Tour kann man den o. g. Links entnehmen. Im Herbst, vor allem nach den ersten Schneefällen, unterschätze man diese Tour nicht und sei gewappnet vor den versteckten, vom Tal aus nicht sichtbaren Schneefeldern.

Mils, 31.10.2015

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