Schlagwort-Archive: Hoher Seeblaskogel

Schitour Hoher Seeblaskogel, 3.235m von Lüsens

Ob er nun Hoher Seeblaskogel oder – wie die AV-Karte ihn nennt – Seeblaskogl ohne „e“ heißt ist eigentlich egal, die Schitour auf diesen Berg ist eine besonders schöne Schitour. Sie bietet im ersten Teil eine typische Karausbildung, von unten nach oben stetig steiler werdend, im Mittelteil eine wenig ausgeprägte Steilstufe und im unteren Teil einen steilen Anstieg bis zum schön geformten Kar.

im noch flacheren Teil des Kares am Anstieg zum Hohen Seeblaskogel

im noch flacheren Teil des Kares am Anstieg zum Hohen Seeblaskogel

Im Aufstieg stellt sich die mehr als 9km lange Schitour ab Lüsens folgendermaßen dar:
Nach dem Parkplatz (4.- in Münzen am Automat) führt der Schotterweg mit mäßiger Steigung zum Fernerboden, von dem man rechts (östlich) über eine für die Stubaier A. typischen Steilstufe in Richtung Längental und Westfalenhaus verläßt. Im Tag unserer Tour (16. April 2016) mußten wir die Schi am Schotterweg ca. 15min tragen und ebenfalls ca. 10min in besagter erster Steilstufe.

Lisenser Fernerkogel, 3.299m

Lisenser Fernerkogel, 3.299m

Nach der ersten Etappe breitet sich das Längental vor den Schispitzen aus und ist wieder in mäßiger – wenn auch nun mit mehr – Steigung zu begehen.

erste Steilstufe im Rückblick

erste Steilstufe im Rückblick

An unserem Tag herrschte starker Südwind, nicht sehr kalt, aber doch so, daß man zumindest ein Stirnband gut vertrug. Schneedecke gefroren von Lüsens (Start 6:20 Uhr) bis auf 2.300m.
Christian legte mächtig Tempo im ersten Abschnitt des Längentales vor und innerhalb von ca. 45min hatten wir den eher flacheren Teil des Längentales überwunden und mit der horizontalen Strecke von 2,6km auch rd. 300Hm auf ca. 2.270m bis zur zweiten – nicht langen und nicht sehr ausgeprägten – Steilstufe im Längental.

zweite Steilstufe im Längental

zweite Steilstufe im Längental

Weiter geht es nun deutlich rechts, östlich, haltend (Wegweiser) und vom Längental abzweigend auf den unteren Teil des eigentlichen Anstieg auf den „Grünen Tatzen Ferner“.
Hier befindet man sich zwischen 2.400 und 2.500m und steuert auf den immer steiler werdenden Gletscherhang zu der zusehends rechts, nordwestlich, sichtbar wird. In diesem Teil hat sich der Gletscher bereits zurückgezogen.

im Anstieg zum Grüne Tatzen Ferner, Höhe hier ca. 2.500m

im Anstieg zum Grüne Tatzen Ferner, Höhe hier ca. 2.500m

Wir treffen eine Dreiergruppe mit einem meiner Arbeitskollegen darunter und setzen den Weg gemeinsam fort.

Rückblick von ca. 2.700m

Rückblick von ca. 2.700m

Die jungen Burschen legen mächtig vor und ich kann sie nur mehr im Gelände bildlich festhalten. Hohes Tempo im Längental unterschätze man nicht, es machte ich bei mir auf rd. 2.900m bemerkbar, ich bin ca. 20min lang richtig eingegangen und verlor den Anschluß.

den Steilhang zum Kar bald überwunden, das schön geformte Kar wird in seinen Dimensionen sichtbar

den Steilhang zum Kar bald überwunden, das schön geformte Kar wird in seinen Dimensionen sichtbar

Am Ende des Steilhanges wird es flacher. Der nun recht stetig aber wenig steil verlaufende Anstieg über den Grüne Tatzen Ferner ist nur noch von einer etwas steileren Stufe in etwa mittig unterbrochen.

im noch flacheren Teil des Kares am Anstieg zum Hohen Seeblaskogel

im noch flacheren Teil des Kares am Anstieg zum Hohen Seeblaskogel

Er führt so direkt unterhalb des Gipfels und erst eine letzte kurze Strecke mit zunehmender Steigung und ca. 100Hm Höhendifferenz bis zum Gipfel bildet den Abschluß.

letztes kleines Stück mit ca. 100Hm immer steiler werdenden Anstieges zum Gipfel

letztes kleines Stück mit ca. 100Hm immer steiler werdenden Anstieges zum Gipfel

Das Schidepot liegt am untersten Felsen, ist somit wenige Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Eine tiefere Stelle für das Schidepot am Grat kann genauso angelegt werden und ist bei nicht optimalen Schneeverhältnissen keine schlechte Idee.

Christian mit den drei Kollegen am Gipfel

Christian mit den drei Kollegen am Gipfel

Der Anstieg zum Gipfel erforderte keine weiteren Maßnahmen (Steigeisen etc.) ist jedoch schon einigermaßen Konzentration wert, vor allem im Abstieg.
der Gipfel ist wenig ausgeprägt und bietet unserer Gruppe gerade bequem Platz. Umso mehr beeilten wir uns mit den üblichen Gipfelprozeduren, angesichts mehrerer großen Gruppen, die bereits im letzten steilen Anstieg zum Schidepot waren.

Christian und ich am Hohem Seeblaskogel, 3.235m

Christian und ich am Hohen Seeblaskogel, 3.235m

Die Aussicht war eine grandiose, jedoch eine klassische April-Aussicht mit genügend Wolken, die das Licht für die Fotos verhinderte und die Fernsicht auf ca. 15km beschränkte.
Trotzdem waren wir beeindruckt; hier ein paar imposante Gipfel, beginnend in Richtung Südost.

gegenüber im Längental die Lisenser Fernerspitze links, die Lisenser Spitze knapp rechts daneben und weiter rechts in der Kette Vorderer und Hinterer Brunnenkogel

gegenüber im Längental die Lisenser Fernerspitze links, die Lisenser Spitze knapp rechts daneben und weiter rechts in der Kette Vorderer und Hinterer Brunnenkogel

Richtung Süden:

mittig im Bild der Schrankogel

mittig im Bild der Schrankogel

Richtung Nordosten:

Blick in das Längental, im Hintergrund eher links der westlichste Teil des Karwendels

Blick in das Längental, im Hintergrund eher links der westlichste Teil des Karwendels

Richtung Westen:

links die letzten Stubaier und in Hintergrund die Ötztaler, ganz rechts unten die Winnebachseehütte und das Sulztal

links die letzten Stubaier und in Hintergrund die Ötztaler, mittig das Ötztal, ganz unten die Winnebachseehütte und das Sulztal

Richtung Nordwesten:

mittig links Breiter Grießkogel, rechts Strahlkogel

mittig links Breiter Grießkogel, rechts Strahlkogel

Da die Legionen näher kamen machten wir uns rasch auf. Die Kollegen lagerten unten beim Schidepot, eine gute Alternative bei Anstürmen auf den Gipfel.

die Musketiere beim Ausblick vom Schidepot

drei Musketiere beim Ausblick vom Schidepot

Die Abfahrt am heutigen Tag verdient kein besonderes positives Prädikat. Pappiger, schwerer Neuschnee auf ruppigem harten Deckel auf den ersten 300Hm, dann, im unteren sonnenbeschienen Steilstück ein Hauch von Firn.
Im Längental dann ausgeprägte, bremsende Firnverhältnisse um ca. 11:15 Uhr und abschließend eine Rast auf der einladenden Bank in der Längentalalm.

Der April bietet zum Abschluß der Tour noch zwei völlig unterschiedliche Ansichten und Eindrücke:

Blick Richtung Südwest zum Hohen Seeblaskogel

Blick Richtung Südwest zum Hohen Seeblaskogel

und ein Blick wie wir ihn haben wollen:

Blick Richtung Ost zur Lisenser Villerspitze

Blick Richtung Ost zur Lisenser Villerspitze mittig rechts

Den würdigen Abschluß bildeten notwendige Elektrolyttankungen mit den Kollegen im urtypischen Alpengasthof Lüsens.

Ab Lüsens sind 1.600Hm zu bezwingen. Für den Aufstieg bis zum Gipfel haben wir incl. meines Schwächelns 4 1/4 Stunden gebraucht, die Abfahrt mit teilweisem Tragen der Ausrüstung bis Lüsens und mit der 20min Rast in der Längentalalm dauerte 1 1/2 Stunden.

Mils, 16.04.2016