Schitour Wildofen, 2.553m

Kaum eine Schitour im Weertal erfreut sich einer derart abgeschiedenen Lage wie der Gipfel des Wildofens. Sein Ausgangspunkt liegt nahe jenem, von dem aus die Mehrzahl aller Touren von Innerst begangen werden und doch wird er recht wenig besucht.

Wildofen, 2.553m

Der kleine Parkplatz „beim Kraftwerk“ auf 1.120m präsentierte sich bei unserer Ankunft (die erste am Morgen) ärgerlicherweise wenig platzsparend belegt. Die einzig noch freie Parkmöglichkeit mußte mit viel Geschick und noch mehr Schräglage präzise angefahren werden. Das diesmal unvermeidbare zweite Fahrzeug wurde nach der Tour mit Hilfe von einem halben Dutzend Mander aus der versackten Lage befreit. Parkchallenge beim Kraftwerk in Innerst zum Auftakt.

Aufstieg über die Wiesenflächen nach der Brücke über den Weerbach

Hierzu sei erwähnt, daß es – vom Gegenhang im Aufstieg zum Wildofen betrachtet – möglich gewesen wäre am großen Parkplatz Innerst zu parken und einfach per Schi abzufahren. Mit einem zweiten Fahrzeug wäre nach der Tour auch kein Aufstieg auf der Straße nötig gewesen. Mit Hirn gelänge also auch der diesmal verpatzte Start, der Selbstzweifel beim Verfasser hinterlassen hat.

am rechten Bildrand beginnt der Aufstieg durch den Wald; rechte Bildhälfte Abfahrtshang zur Umgehung

Nach dem Überschreiten der Brücke über den Weerbach werden die sich linkerhand, nach einem Wirtschaftsgebäude, auftuenden freien Wiesenflächen aufgestiegen. Nach klarer Nacht befand sich der Aufstieg recht hart gefroren und teilweise mußten wir die steil angelegte Spur verlassen, um den nötigen Gripp zu bekommen.

die Wiesenflächen der Sagbergaste

Am oberen Ende der Freiflächen, nach ein paar Almengebäuden, tauchte die Spur kurz in den Wald ein, um die Straße abzukürzen. Dieser Teil über ca. 20Hm führt über viel Geschuppe des dichten Baumbestandes, ist aber erträglich.

ein toller Tag und ein schöner Aufstieg

Oberhalb beginnt eine neue schöne Freifläche, die gleichzeitig für uns den Sonnenaufgang darstellte. An malerischen Almen der Sagbergaste vorbei führt diese nächste kurze Etappe. Am oberen Ende erzwingt das Gelände dann den Almenweg zur Thagetlahnalm (über die Schreibweise dieser Alm sind sich kommerzielles Kartenwerk und Wegweiser des Tourismusverbandes wie so oft in der Heimat wieder einmal nicht einig, in diesem Bericht wird die Schreibweise der Wegweiser verwendet).

nach den letzten Gebäuden weiter auf dem Almweg

Über 2km und mäßiger Steigung, die auch etwa 150m Schiebestrecke retour enthält, folgt man nun dem Almenweg geradeaus wobei ein Abzweig und eine Kehre missachtet werden. An einer Kehre mit großem baumfreien Almgelände beginnt die schön gelegene Thagetlahnalm.

unterhalb der Thagetlahnalm mit dem Ziel, dem Wildofen im Hintergrund

Zu dieser wird in Schleifen etwa 150Hm direkt aufgestiegen wobei links und rechts jede Menge Blickfänge für die Linse auftauchen.

ohne Worte

Die Szene zum Innehalten ist der zentrale Teil der Thagetlahnalm mit dem quer stehenden Stanser Joch im Hintergrund, ein wahrlich Zeugnis von Almidylle.

Thagetlahnalm und wunderschöner Blick talauswärts

Gegenüber im Nafingtal auf gleicher Höhe (1.750m) die Fiderissalm – Meilenstein auf der Schitour zu Roßlaufspitze und Hoher Kopf.

gegenüber Fiderissalm

Vor einem schön gealterten Almgebäude aus den 20er Jahren wacht der Sepp, bis zum Kragen eingeschneit. Beides zusammen ein echter Blickfang und Zeugnis kreativen, entbehrungsreichen bäuerlichen Lebens in den Bergen.

rechts um das Almgebäude herum beginnt der Aufstieg durch den Zirbenwald

Von der Thagetlahnalm bis zum Gratkamm gibt es zwei Möglichkeiten, die sich oben an selber Stelle wieder vereinigen. Eine Möglichkeit, nach der spontanen Einteilung des Autors die „klassische“ Route durch den lichten Zirbenwald und links davon eine Möglichkeit, die in völlig freiem Gelände hochzieht. Beide Varianten unterliegen des Vormittags extremer Sonnenbestrahlung. Wir wählten die klassische Variante.

im grandiosen Zirbenwald – ein sehr schöner Aufstieg

Hinter der Alm führt die klassische Variante in leichten Schleifen zum Ansatz des Waldes empor. Im Wald wird der Anstieg steiler und ein paar Spitzkehren werden notwendig.
Die Schneeoberfläche der Aufstiegsspur war gegen halb elf Uhr vormittags teilweise noch gefroren – dort wo Bäume erst kurz vorher die Einstrahlung abgeschattet hatten – und nötigten uns zu mancher akrobatischen Einlage. Alles in allem empfanden wir diesen Anstieg aber als wunderschön.

Nafingtal und Hobarjoch rechts

Weiter oben – wie könnte es anders sein bei den frühlingshaften Temperaturen dieser Tage – durften wir uns dann auch hartnäckiger Aufstollungen erfreuen.

der Baumgrenze nahe

Hierzu wurde halt gemacht und, neben Harscheisen, von einem der größten Schätze bei Frühjahrstouren, dem Fellwachs Gebrauch gemacht. Diese Behandlung wirkte trotz sehr feuchter Felle bis zum Gipfel des Wildofens.

letzte Meter zum Gratrücken des Wildofens

Der Gratrücken, an vielen Stellen kein Rücken sondern ein aufgesteilter, nach Westen abbrechender Grat, wir etwa auf 2.100m erreicht und die beiden Aufstiegsvarianten vereinigen sich wieder. Von dort sind es noch gut 450m zum Gipfel, wobei ein Großteil des Aufstieges knapp östlich der Gratnähe verläuft, ein kleiner Teil nur direkt am Gratrücken.

Wildofen in voller Pracht

Direkt beim Erreichen des Gratrückens öffnet sich ein schöner Blick auf den Anstieg zum Poferer Jöchl westseitig gegenüber und vom Kolsassberg begangen. Diese Tour ist jener zum Wildofen um unteren Teil topographisch recht ähnlich und ebenfalls wenig besucht. Ein Tipp für den Freund der ruhigen Tuxer.

am Grat angelangt – Blick auf den Aufstieg zum Poferer Jöchl

Am Grat kam Wind bei unserer Begehung mit Böen auf und die leichte Kleidung des Anstieges mußte verstärkt werden; trotz allem ist Ende Februar noch mitten Winter.

Gratverlauf zum Wildofen

Die Aufstiegsspur auf etwa 2.200m befand sich in hartgepresstem Zustand, teilweise eingeweht und von Windgangln durchzogen, der in den letzten Tagen besonders tätig gewesen sein muß.
Kurze Gegenpassagen auf die Graterhebungen schirmten die südöstlich einfallenden Windböen etwas ab, aber aufkommende Schäfchenwolken (Altocumulus) schwächten dafür die Sonneneinstrahlung ab. Insgesamt empfanden wir den Grataufstieg als kalt.

kurz vor dem Gipfelaufbau des Wildofens

Nach dem Sattel vor dem Gipfelaufbau zum Wildofen war die Aufstiegsspur an den arg vom Wind beeinflussten Stellen nicht mehr sichtbar. Dieser Teil war der windigste bevor der Aufstieg etwas nordwestlich der Kante in eher windgeschützter Passage bis zum Schidepot führt.

man sieht den kalten Wind, Evis fest eingepackt

Zwischen Felsschuppen manövriert der Aufstieg bis zu einer auffallenden nach rechts ansteigenden Rinne unter dem Gipfelkreuz hindurch. Die Passage ist gut begehbar und für die spätere Abfahrt merkt man sich die tückischen Felsspitzen, die kaum aus dem Schnee herausstehen und doch so schadenbringend sein können.

etwa 120Hm noch im Felsgelände

Wegen dem abgeblasenen und großteils aperen Geländes der restlichen 15Hm zum Gipfel entschlossen wir das sichtlich geschützte Schidepot aufzusuchen und zu Fuß zum Gipfelkreuz aufzusteigen.

die auffällige nach rechts ansteigende Rinne bildet den Aufstieg

Ein schönes altes Holzkreuz mit sanierungsbedürftiger Gipfelbuchschachtel und zerfallenem Gipfelbuch ziert den imposanten Wildofen-Gipfel. Dem schmalen Grat gefolgt und ein paar Meter abgeklettert muß der Tourenfreund vor uns sein, denn seine Spuren im Sattel unterhalb der Abkletterstelle waren noch frisch.

die letzten Meter vor dem Gipfel

Der Gipfelaufenthalt am Wildofen dauerte nicht länger als für einen Rundblick mit Ablichtungen nötig war. Um den Windböen zu entfliehen, verbrachten  wir die Gipfelrast im Schidepot mit grandiosem Blick auf die Nordkette.

Alternativabfahrt

Das geschulte Auge erkennt vom Wildofen aus allerdings noch mehr Gipfel der anderen Karwendelketten, beispielsweise – sehr beeindruckend – die Breitgrießkarspitze und die Große Seekarspitze zwischen dem Lafatscher Joch und der Speckkarspitze, oder die Ödkarspitzen genau über dem Grat zwischen der Speckkarspitze und dem Kleinen Bettelwurf.

Evis am Wildofen

Ein weiterer grandioser Blick sind die Dreizinken- und die Grubenkarspitze im tiefen Roßloch leicht seitlich des Hundskopfes oder die Linie Huderbankspitze, Kaiserkopf bis Hochglück ober der Walderalm. Dieser schöne Reigen beginnt mit der Zugspitze und kann bis zum Stanser Joch fortgesetzt werden.

Blick zum Rastkogel

Im Südosten fällt der massive Bau des Rastkogels auf, eine sehr schöne Tour ebenfalls von Innerst und als Überschreitung vom Nafingtal mit Ausfahrt im Nurpenstal eine unvergessliche Runde.

Hirzer mit Hirzerkar im Südwesten

Für die perfekte Präsentation der Abfahrtsfotos in Pulverschnee gleich unterhalb der Grathöhe und bis hinab zur Thagetlahnalm fehlte leider die Sonne – eine hartnäckige dichte Wolkenbank hatte sich mittlerweile über Inntal und Tuxer gelegt und tauchte die Hänge in diffuses Licht. Also mußten wir ein kleines Video drehen, an dem die tolle Abfahrt sichtbar wird.

Am Ende der tollen Abfahrt über das Almgelände gelangt man wieder auf den Almweg und fährt diesen mit einer kurzen Schiebestrecke (etwa 150m lang mit geringem Höhenunterschied) bis zu den Almwiesen der Sagbergaste.

Abfahrtstraum

Weiter abwärts geht es entlang des Aufstiegs wobei wir das kurze Waldstück ausließen und über den Weg, bzw. einen steilen Hang mit weiteren Almgebäuden abfuhren, um zur letzten Freifläche hinab zum Kraftwerk zu kommen. Diese wurde dann wieder entlang des Aufstieges abgefahren.

letzter Rückblick auf Gipfel und Abfahrt

Die Aufstiegsstrecke beträgt gut 7km und der Gesamtaufstieg 1.450m. Wir haben für die gesamte Tour 4:30 Stunden benötigt; hierbei sind ca. 40min Gipfelaufenthalt und Pausen enthalten.

Mils, 24.02.2019

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