Schitour Geier, 2.857m

Als Talabschluß ist der Geier nach dem Lizumer Reckner der höchste Berg in der Wattener Lizum und er ist der am weitesten entfernte Gipfel vom Ausgangspunkt der Schitouren in der Lizum, dem Lager Walchen.

Geier, 2.857m

Die Schitour mit ihren knapp 10km Länge hat einen Stützpunkt, die Lizumerhütte des AV und heute mußte ich diese für eine gute Viertelstunde sogar im Aufstieg in Anspruch nehmen. Bei -10°C und einem ganz schwachen Lüftl, nordseitig im Schatten ab 8:15 vom Parkplatz aufzusteigen, war für die Finger kein besonderes Vergnügen und mit dem alten Problem der unfühlbaren Fingerspitzen mußte ein Tee in der Hütte her.

Aufstieg im Wald oberhalb des Wasserschlosses

Die gut 600Hm vom Parkplatz bis zur Lizumer Hütte waren in 1 3/4 Stunden bewältigt. Die Hütte hat in der Schitourensaison durchgehend geöffnet – es gibt auch ein Shuttletaxi vom Parkplatz.

kurz nach der Einmündung auf die Straße

Den Aufstieg zur Lizumerhütte beschreibe ich hier nicht detailliert, er folgt dem Waldweg links vom Wattenbach über das Wasserschloss und dann im Wald, bevor er ca. 1km vor der Hütte auf die Militärstraße trifft und dieser bis zur Hütte folgt.

schneidend kalt – hier Gelände der Lizum mit den Militäreinrichtungen und der Lizumerhütte im Hintergrund

Nach dem Tee und Handschuhwechsel konnte die Tour endlich in der Vormittagssonne fortgesetzt werden, zumindest die erste halbe Stunde.

Nach dem Hüttenaufenthalt weiter im Hochtal

Malerisch schlängelt sich der kleine Wattenbach durch das zuerst relative ebene Hochtal nach der Hütte und dort wo es eine entsprechende Strömung gibt, vermochte der Winter den Bach für den Betrachter nicht gänzlich unter der reichlichen Schneedecke zu verbergen.

nach der Abzweigung in die Flanke unterhalb der Lizumer Sonnenspitze

Nach einigen Minuten entschied ich mich für die Inangriffnahme einer steileren Variante, als den Spuren zum Ende des Talkessels weiter zu folgen und schnitt den moderat steilen Hang, der sich von der Lizumer Sonnenspitze herunterzieht, an. Die Schneeverhältnisse ließen dies zu.

unter Sonnenschein geht es weiter

Rasch an Höhe gewinnend ging es durch große Steinblöcke hindurch und bald ereilte mich trotz fortgeschrittener Vormittagsstunde das Schicksal wieder in den Schatten des Nordhanges einzutauchen, den der flache Kopf des Pluderling so früh im Jahr am Vormittag wirft.

die Sonne hinter dem Pluderling versteckt

Der Hang wurde noch etwas steiler aber die Verhältnisse ließen zu, daß mit stetigem Höhengewinn eine nicht unbedeutende Strecke gegenüber der von Talgrund heraufziehenden Spur gespart wurde. Allerdings wieder mit dem Preis des Spurens und dieser war nicht klein.

kurz vor Einmündung in die Spuren aus dem Talgrund

Offensichtlich fand meine Idee und Route Gefallen, denn knapp vor der Einmündung meiner Abkürzung in die vorhandene Spur (ca. 2.450m) erreichten mich vier weitere Tourengeher, die mir gefolgt waren.

unterhalb der Felsen entlang

Nachdem der lange Osthang oberhalb der Mulde links unten einmündet, zieht sich der Hang in leichtem Bogen als sehr breite Rinne südwestlich weiter hinauf. Dabei werden Steilpartieen über 35° durch die Routenwahl und in Spitzkehren umgangen.

unbefahrene Hänge ziehen hinauf

Oberhalb wird das Gelände wieder etwas flacher, dreht etwas mehr nach Süden aber die Rinne prägt sich deutlicher aus. Man begeht sie östlich und schneidet dabei den Hang.

ein Rückblick auf die Gipfel von Torspitze bis Hirzer

Sonne in diesem Teil und weiter bis zum mittelbreiten Sattel zwischen Pluderling und dem Gipfelaufbau des Geier ließen die Stimmung zusätzlich zum windfreien guten Wetter weiter ansteigen.

im ausgeprägteren Teil des Hanges Richtung Süden

Man könnte nun knapp vor Erreichen der Kote 2.700m den steilen Schattenhang zur Rechten weiter ansteigen und somit eine kleine Ersparnis an Weglänge erreichen. Dies ist der Abfahrtshang, wie man später feststellen wird. Ich folgte jedoch dem allgemeinen Trott auf den Sattel.

im muldenartigen Teil

Am Sattel öffnet sich ein überwältigend Bild der Zillertaler Alpen. Zumindest für einen Rundblick und ein Foto muß man hier nach bereits gut 1.300Hm Aufstieg innehalten, bevor der letzte Anstieg auf den Geier gen Westen – mit unerwarteter Länge – unternommen wird.

Aufstieg auf den Sattel – rechts der dunkle Hang ist der Abfahrtshang

Mit ein paar Metern Höhenverlust muß eine Mulde überquer werden, um zum Gipfelaufbau zu gelangen.

der Sattel im Rückblick

An ihm steigt man mit einer Spitzkehre auf ein kleines Sattelchen zwischen einem Felskopf und dem weiteren Anstieg. Diese Verflachung und der Nordhang dahinter wird zur Abfahrt genutzt.

vom Sattel aus westlich auf den Restaufstieg auf den Geier geblickt

Von dort in moderater Steigung weiter bis auf den kofelartig flachen Gipfel des Geier werden in etwa 10min benötigt.

kurz vor dem Gipfel – das Sattelchen zur Abfahrt gut erkennbar, es ist das linke

Am Geier befindet sich eine aus Edelstahl geschweißte Geierfigur auf zu niedrigem Stahlprofilsockel (dieser majestätische Vogel hätte sich einen guten Meter mehr Höhe verdient) und heute bewunderten ihn mit mir ein knappes Dutzend Tourengeher insgesamt. Weniger Zierde stellt das Vermessungszeichen dar, aber es ist eben notwendig und vielleicht muß der Greif wegen Unverwechselbarkeit mit dem amtlichen Zeichen in der Tiefe leben.

Gipfelzierde am Geier, 2.857m – Lizumer Reckner im Hintergrund

Am Geier fasziniert am meisten der Ausblick nach Süden. Zum Greifen nahe breiten sich die Reisen der Zillertaler Alpen vor dem Betrachter aus, von ganz rechts dem Schrammacher, Fussstein und Olperer bis dahinter der höchste Zillertaler, der Hochfeiler, über Großer Möseler bis, weiter östlich, zum Großen Löffler und weiter.

Blick nach Südwesten mit Olperer, Hochfeiler (zwischen Olperer und Gfr. Wandspitzen) und ganz links Großer Möseler

Blickt man vom Geier nach Westen, so fallen die Talschaften des Schmirn und etwas weiter entfernt vom Navis auf. Tiefe Einschnitte mit dem Kamm, der Scheibenspitze, Schafseitenspitze und das Naviser Kreuzjöchl trägt. Von dort kann ebenfalls zum Geier aufgestiegen werden, wobei das eine Tour für erfahrene konditionsstarke Bergsteiger darstellt.

Blick nach Westen – links das Schmirntal, rechts neben dem Kamm das Navistal

Der Blick nach Norden zeigt den nahegelegenen Bruder des Geier, den Lizumer Reckner, der auch mit dem Geier mitgemacht werden kann. Dieses Vorhaben empfiehlt sich in der Gruppe. Weiter nördlich die Gipfel des Karwendel.

Lizumer Reckner vom Geier aus betrachtet, dahinter das Karwendel

Im Osten fallen die senkrechten und kaum schneebedeckten Wände der mächtigen Kalkwand auf, wobei der Blick aber bis zum geschlossenen Massiv des Steinernen Meer reicht.

links Kalkwand und rechts davon Zillertal und nach hinten auslaufend das Pinzgau

Nach gut 20min entschied ich mich zur Abfahrt. Das Ziel auf den Geier hat sich gelohnt, auch wenn der Gipfel an sich alles andere als spektakulär oder formschön ist, aber die Lage ist die Tour allemal wert. Man könnte zur Erreichung eines bergsteigerisch ehrgeizigeren Ziele ja auch den Reckner mitmachen. Da ist sogar eine kleine Kletterei dabei.

Abfahrt im Pulverhang nach dem Sattelchen

Die Abfahrt erfolgt wie vor beschrieben über die kleine Flachstelle am Gipfelaufbau des Geier und heute wartete der nach Nord ausgerichtete Steilhang dahinter mit Pulverschnee auf.

schöne Pulverhänge – dafür im Schatten

In der weiteren Abfahrt blieben die Pulverhänge bis in etwa auf 2.500m erhalten, dann, in den Osthang des Aufstieges gequert, nimmt die Pulverschneequalität sukzessive ab, jedoch herrscht momentan kein schweißtreibender Harschdeckel vor.

im steileren Teil der Aufstieghanges

Flach geht es bis zur bereits wieder in den Schatten eingetauchten Lizumerhütte hinaus, wo eine deftige Knödelsuppe mit internationalem Flair eingenommen wurde.

links gehalten entlang meiner Aufstiegsspur

Die Abfahrt beschert nach der Hütte zwei kleinen Anstiege auf der Straße über ein paar Minuten, die mit geschulterten Schi rasch überwunden werden.

Auf der Militärstraße wird vorsichtig abgefahren. Dort ist das Hüttentaxi und Militär unterwegs. Man blicke immer auch auf die Schilder rechts neben der Straße und versäume die Abzweigung zur Schiroute nicht, die man herauf gegangen ist.

von der Militärstraße auf die Gipfel und Almen im östlichen Wattental geblickt

Insgesamt habe ich für die Tour 6 1/2 Stunden gebraucht, mit drei Pausen von je gut 20min. Insgesamt zeigte die Bergsteigeruhr eine Aufstiegshöhe von 1.535m an, wobei der geodätische Höhenunterschied zwischen Parkplatz und Gipfel des Geier 1.447m beträgt.

Schitour Geier – Wattener Lizum

Mils, 13.01.2018

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert